: Am 4. Dezember im Lagerhaus: 100 Min. Gesamtkunstwerke
Da sage eine, in Bremen würde nicht hin und wieder versucht, etwas Spektakuläres auf die Beine zu stellen. Am nächsten Mittwoch soll im Lagerhaus Schildstraße der V.Halleyistische Weltkongreß steigen. Es stecken The Dry Halleys dahinter, aber das ist noch nicht einmal die halbe Wahrheit. „In Richtung Gesamtkunstwerk“ soll sich die Veranstaltung bewegen, „es soll ein erster Schritt sein, sich aus der musikalischen Ecke herauszubewegen und mit anderen Künsten und Künstlern zusammenzuarbeiten“, verrät der Halley-Mind Andre Szigethi, alias Alpha Halley. Das Einhundert-Minuten-Programm versteht sich als „interdisziplinäre Multi-Media Performance“, doch eine bloße Nummernabfolge will das Projekt auf keinen Fall sein. In der Verbindung von Musik (The Dry Halleys, Spiral I), Tanz (Carmen Rita Maria), Lyrik (Felix Esterhazy), Film/Video (Günther Wallbrecht), Metallkunst (Anja Fussbach) und Installationen/Computerkunst (Udo Steinmann) soll das Nebeneinander dieser Bereiche in eine übergreifende Form gebracht werden.
Daß dies nicht nur ein Wunschdenken darstellt, sondern durchaus in einen realistischen Zusammenhang gebracht werden kann, begründen die MacherInnen mit dem enormen Vorlauf der Aktion. Seit Jahren arbeiten VertreterInnen in wechselnden Konstellationen zusammen, sodaß der qualitative Sprung zu einem Großprojekt für die Beteiligten kein Wagnis mehr ist. Das „Filmbüro Bremen“ veranstaltete zum Beispiel den Workshop „Film an der Schnittstelle zur Instellation/ Performance“, aus der sich unter anderem die Weltkongress- Gruppe herausschälte
Konkret soll das Ganze so aussehen: Im metallischen Bühnenbild von Frau Fußbach werden die vier Halleys mit ihren manischen Klängen und queren Song-Inhalten den dramaturgischen Anker bilden. Auf verschiedenen transparenten Ebenen werden Filme und Videobilder entweder das Musikgeschehen visualisieren oder umgekehrt die Musik die Bilder vertonen. Gerdade diesem wechselseitigen Miteinander messen die Mitglieder des Projektes große Bedeutung zu. Die getanzten Performance-Elemente werden diesen Eindruck noch verstärken, genauso wie die Texte, die thematisch die Songinhalte unterstützen werden.
Bei allem künstlerischem Anspruch sollen die knapp zwei Stunden aber auch anderen übergreifenden, „selbstverständlichen“, Themen Raum und Zeit bieten. Für die Projektmitarbeiterinnen sind das Miteinander von Bühnenaktionen, Partygeschehen und politischen Aussagen gegen Rechtsradikalismus, wie es das Ankündigungsplakat verheißt, kein Zusammenschluß auf Krampf. Der 4. Dezember wird es zeigen.
Lobsang Samten
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen