: Eine halbe Milliarde für Sarajevo
■ UN-Pläne für den Wiederaufbau der bosnischen Hauptstadt
Genf (taz) – Im New Yorker UNO-Hauptquartier ist am Mittwoch eine Konferenz potentieller Spenderstaaten für den Wiederaufbau Sarajevos zusammengetreten. Ziel der Konferenz sind verbindliche Finanzzusagen in Höhe von 539 Millionen US-Dollar. Der Konferenz liegt ein „Aktionsplan“ des UNO-Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau der bosnischen Hauptstadt, William Eagleton, vor. Der „Aktionsplan“ wurde von einem US-amerikanisch-britischen Expertenteam erarbeitet in Kooperation mit der bosnischen Regierung, der Unprofor sowie „allen relevanten“ (das heißt auch bosnisch-serbischen) Lokalbehörden. Laut Plan sollen in einer ersten, auf sechs Monate terminierten Phase die dringendsten Reparaturen in 14 als „prioritär“ bezeichneten Bereichen der zerstörten Infrastruktur stattfinden. Die mit Abstand meisten Finanzmittel (71 Millionen US-Dollar) werden für die Wiederherstellung von Frischwasserleitungen und Abwassersystemen benötigt. Vor Kriegsbeginn im April 1992 hatte ein komplexes System von 1.500 Kilometer unterirdischen Leitungen mit 37 Pumpstationen die damals 530.000 EinwohnerInnen mit Wasser versorgt. Wegen der Zerstörung zahlreicher Pumpen und Röhren gehen derzeit über 70 Prozent des Frischwassers verloren.
Zur Wiederherstellung des Elektrizitätssytems werden 65 Millionen Dollar gebraucht. Die meisten der 15 entweder mit Kohle oder mit Wasserkraft betriebenen Elektrizitätswerke wurden ebenso zerstört wie das innerstädtische Leitungssystem. Derzeit stehen der Stadt nur knapp 20 Prozent der vor Kriegsbeginn verbrauchten Strommenge zur Verfügung.
Auf ebenfalls 65 Millionen Dollar veranschlagt der Aktionsplan die Kosten zum Wiederaufbau des öffentlichen Verkehrssystems. Während des Krieges wurden zahlreiche Bahngleise und elektrische Oberleitungen sowie 44 Straßenbahnen und 221 Busse zerstört. Die zur Wiedereröffnung des Flughafens für den Zivilverkehr anfallenden Reparaturkosten werden auf 68 Millionen Dollar beziffert. Priorität haben ferner die Wiederherstellung der Gasversorgung (22 Millionen), von der über 50.000 Häuser und Apartments abhängen, der Wiederaufbau und die Neueinrichtung von Schulen (17 Millionen) und die Wiederherstellung der Telekommunikationsverbindungen (13 Millionen). Andreas Zumach
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