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Der Weg aus der Einbahnstraße

■ Ausstellung „Pedakondji“ im Kunsthaus entstand in europäisch-afrikanischer Kooperation

Begrüßungen durch ein Orakel mit einer Kalebasse voller Palmwein sind leider nur in Afrika üblich, das Ritual ist aber auf dem Plakat zur Ausstellung Pedakondji dokumentiert. Erdige Töne und ein Eindruck von Weite sind ins Kunsthaus eingezogen: Neun Künstler, Frau und Mann, schwarz und weiß zeigen Ergebnisse eines dreimonatigen Workshops in Togo.

Die Mitte des Raumes bestimmen eine Reihe von rotköpfigen Stelen, die an die französischen Kilometersteine erinnern, aber auch an islamische Grabsteine. „Chaussee der Kolonisation“ nennt Thomas Schönauer seine Arbeit, deren Witz die Spiegel sind: Im erobernden Ausmessen und Abgrenzen sieht der Europäer letztlich nur sich selbst. Die Kunst Afrikas wurde in Europa erst spät wahrgenommen, andererseits ist autonome Kunst im europäischen Sinne dort ein relativ neues Phänomen. Expressionisten und Kubisten ließen sich durch afrikanische Formen beeinflussen, heute sind es komplexere Strukturen, die die Künstler interessieren: Rituale, Zeichensysteme und der so andere Zeitbegriff.

„Afrikanische Kunst als eindeutiger Typ ist europäisches Wunschdenken“, sagt El Loko aus Togo. In seinem Geburtsort Pedakondji iniziierte der Künstler, der mit Schriftzeichen einer Universalsprache arbeitet, 1992 das Austauschprojekt. Nach einem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie lebt er abwechselnd in Duisburg und in seiner Heimat. Solchermaßen selber zwischen zwei Kulturen, ist El Loko ein gutes Beispiel für die heutige, internationalisierte afrikanische Kunst.

Bei gelegentlichen Rückgriffen auf ihre speziellen Wurzeln mißt sich die Szene eher am euro-amerikanischen Diskurs als an den Nachbarländern. Der Maler Sokey Edorh hat in Bordeaux studiert, Plastiker Amouzou Glikpa Akout in Peking. Auch bei den deutschen Teilnehmern wurde internationale Erfahrung vorausgesetzt: Erdfarbenspezialistin Ulrike Arnold war ebenso wie die Hamburgerin Regine Rothlach oftmals bei den Indianern in Arizona, Thomas Schönauer lebte zeitweilig in Brasilien und Jazz-Trommler Peter Kowald hat viel in den USA und Japan gearbeitet.

Es ist kein Zufall, daß im Dokumentations-Video die Bar „Le Dialogue“ gezeigt wird. Denn das Entscheidende an diesem Projekt ist, daß es keine Einbahnstraße ist. Europäische Künstler kommen nicht mehr als Lehrer in den dunklen Kontinent und bringen das Licht der Aufklärung, sondern arbeiten gemeinsam mit den Afrikanern. Im Gegenzug arbeiten die afrikanischen Künstler in Düsseldorfer Ateliers.

Leider fehlt dem Projekt, das über zehn verschiedene staatliche Stellen, vor allem die Goethe Institute und das Institut Francais, und mehr als fünfzehn Firmen und Privatleute, vor allem der Honorarkonsul von Togo in Hamburg, Joachim Haase, unterstützt haben, inzwischen das Geld für die geplante Erweiterung auf andere Staaten in Afrika und der EU. „Aber die Idee geht weiter. Schließlich ist die Kultur das Fundament von allem, auch um gute Politik zu haben“, glaubt El Loko und stellt so seine Arbeit unter den übergreifenden sozialen Anspruch seines einstigen Lehrers Joseph Beuys.

Hajo Schiff

Sehr schöner Katalog als eigenständige Gemeinschaftsarbeit für 18 Mark, Kunsthaus, Klosterwall 15, täglich außer Mo, 11-18 Uhr, Do 11- 21 Uhr, bis 28. August.

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