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Kubanische Weltvertanzung

■ Candido Fabré und sein Orchester spannten den Boden beschlipster Tanzmusik

In der Karibik hat jede Insel ihren Sound, die Tanzmusik auf Cuba nennt sich schlicht „son“. Und der kommt ziemlich kolonial-europäisch daher: Violinen geben dem Rumba eine Gitano-Note und die Querflöte etwas konzertant-jazziges, während der Rhythmus natürlich schwarz ist. Weiß sind dagegen die Hemden, in denen das 1993 gegründete 13köpfige Orchester des Sängers Candido Fabré am Mittwoch abend in der Fabrik aufspielte. In der Reihe der Latin-Dance-Nächte sorgte der sorgfältig beschlipste Tonkörper für professionell gute Laune.

Rauher als auf den Tonträgern gab die Band in der nur mäßig gefüllten Fabrik eine zweimal einstündige Tanzmusik-Show auf Rumba-Basis, inklusive Ausflüge zur Salonmusik und zum sanft verjazzten Klassiker „Guantanamera“. Auch wenn alle Texte vom Soneiro Candido Fabré neu geschrieben sind, der karibische Big-Band Sound aus Havanna pflegt eine etwas nostalgische Patina, die zum unproblematischen Mitschwingen einlädt, während die hochdynamische Entwicklung der tropischen Musik zur Zeit eher in den brasilianischen Metropolen zu finden ist.

Solche Konzerte sind immerhin mit Sicherheit etwas, was Europa den USA voraus hat, würde doch das Helms-Burton-Gesetz in seiner Embargo-Wut schon den Kauf einer cubanischen CD auch bei uns gerne bestrafen. Doch politische Diskurse sind bei dieser Musik nicht gefragt, es geht ums gutgelaunte Tanzen. Und außerhalb der lateinamerikanischen Kolonie in Hamburg sind die diesbezüglichen sympathischen Versuche der steifen Norddeutschen stets zu begrüßen, auch wenn es mitunter so aussieht, als erwische man Leutnant-Commander Data beim Versuch, besonders menschlich zu sein.

Hajo Schiff

Neue CD: „Candido Fabré y su Banda: Son de Cuba“, Nr. 57 des englischen Labels „Tumi Cuba“, erhältlich über „Danza y Movimento“, 340328

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