■ Vorschlag: Eine Café-Ausstellung über das kolumbianische Volk der Aruaco
Vier Männer sitzen vor einer Hütte und warten – auf das Ende des Regens, wie die Textunterschrift verrät. Auf den ersten Blick eine Szenerie, wie man sie kennt von Fotos aus Lateinamerika. Erst die Details erzählen Besonderheiten. Bunt gewebte Umhängetaschen liegen wie Schärpen über den Schultern der Männer, in der Hand halten sie kleine Gefäße, aus denen Trinkhalme zu ragen scheinen. Die Taschen dienen zur Aufbewahrung von Cocablättern, und die ausgehöhlten Kürbisse sind nicht mit Matetee gefüllt, sondern mit einem Kalkgemisch aus zerstampften Muschelschalen. Der vermeintliche Trinkhalm ist ein Spatel, mit dem die Paste zum Mund geführt wird und sich dort mit einem gekauten Cocablatt vermischt.
Diese Verbrauchstechnik der stimulierenden Pflanze interessierte Enrique Valiente Catter an dem kleinen Volk der Aruaco, das in der Provinz Tairona im Norden Kolumbiens lebt. Denn in den Hochebenen Perus, Tausende Kilometer weiter südlich auf dem Subkontinent, bedient man sich ähnlicher Methoden. Die kulturellen Zusammenhänge der kleineren Volksgruppen sind noch wenig erforscht. Der 48jährige, in Berlin lebende Peruaner versucht, Beziehungen anhand der Gewohnheiten im Cocakonsum zu erforschen. Ein Lexikon schrieb der studierte Agronom und Hobbyanthropologe schon zum Thema, eine Reihe von Ausstellungen über verschiedene lateinamerikanische Kulturen stellte er bereits zusammen, hauptsächlich im Iberoamerikanischen Institut der FU.
Der Umgang mit der stimulierenden Pflanze ist nur ein Aspekt der kleinen, selbstfinanzierten Café-Ausstellung über das 2.000-Personen-Volk aus den Regenwäldern Kolumbiens. Mit kunstlos dokumentarischen Fotos, die das einfache Leben weder ästhetisieren noch voyeuristisch zur Schau stellen, nähert sich Valiente den Traditionen und Sozialstrukturen dieses seit knapp 100 Jahren christianisierten Stammes. Ausführliche Texttafeln informieren über Hintergründe. Schwere Kost in einer Umgebung, die kaum zur Einlassung auffordert. Aber der Ansatz ist gewollt. Valiente möchte die Auseinandersetzung mit volkstümlichen Kulturen an volkstümlichen Orten fördern. Trotzdem: An einem ruhigeren Ort wäre dieser mehr um wissenschaftliche Genauigkeit denn einladende Optik bemühte Einblick in fremde Welten besser aufgehoben. Gerd Hartmann
Bis 28. 9. im Café Nova, Fichtestraße 30, Kreuzberg
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