: Zank ums Fahrwasser
■ Verzögerungen bei Außenweservertiefung / Effekte auf Nebenflüsse werden untersucht / Beschluß erst 1997
Der Zank um die Vertiefung der Außenweser schleppt sich ins achte Jahr. Das Mahnen der Hafenwirtschaft, Bremerhaven gerate bei weiteren Verzögerungen im Geschäft mit den größten Containerschiffen mit einem Tiefgang bis zu 14 Metern ins Hintertreffen, verhallt ungehört. Umweltbehörden feilschen zäh um Ausgleich für ökologische Schäden des 90-Mili onen-Mark-Projekts. Die Krabbenfischer der Weser-Mündung wollen klagen, falls ihre Interessen im laufenden Planfeststellungsverfahren nicht gewürdigt werden.
Auf keinen Fall kann nach Angaben von Wilfried Rodiek, Leiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes Bremerhaven, vor Mitte 1997 mit der Baggerei an der Fahrrinne begonnen werden. Zunächst sollte der Planfeststellungsbeschluß Ende dieses Jahres erfolgen. Nun müssen WSA-Mitarbeiter erst noch Auswirkungen auf die Weser-Nebenflüsse Wümme, Hunte, Hamme und Lesum bis zur Tidegrenze untersuchen.
Unabhängig von den neuen Anforderungen ist unklar, ob die Naturschutzbehörden mit den bisher vorgeschlagenen Ausgleichsmaßnahmen zufrieden sind. „Für uns sind dafür Kosten von 15 Millionen Mark das letzte Wort“, so Rodiek. Falls es im November keine Einigung gibt, muß ein Planfeststellungs-Kommissar entscheiden. „Die Naturschützer verfolgen nur ihre Maximalziele und haben nie das politisch gewollte Projekt im Auge“, klagt der WSA-Mann.
Der Bedarf für eine tiefere Fahrrinne sei eindeutig: 374 Schiffe hätten 1995 bei Ebbe Einschränkungen und Wartezeiten hinnehmen müssen. Der Containerumschlag habe in Bremerhaven bereits 1995 jene 1,45 Millionen Einheiten erreicht, die erst für das Jahr 2000 erwartet worden waren.
Rodiek zeigte bei einer Informationsfahrt für SPD-Parlamentarier aus Bremen und Niedersachsen auf der Außenweser Kurven und Zahlen, um die Position der Ingenieure zu untermauern: Um das Fahrwasser bis zum Containerterminal auf 14 Meter Tiefe bei Niedrigwasser zu bringen, müßten 10,5 Mio. Tonnen Kubikmeter Sand aus der Weser geholt werden. Vier Mio. seien bereits ausgebaggert, weil damit das Containerterminal 3 aufgespült worden sei. Nur ein Drittel der Fahrrinnen-Fläche würde umgepflügt, da könnten Kleinlebewesen leicht ausweichen.
Mehr als zwei Zentimeter höheres Hochwasser und fünf Zentimeter weniger Niedrigwasser seien auf keinen Fall zu erwarten. Die Fließgeschwindigkeit der Weser werde sich nach Berechnungen der Wasserbauer um höchstens drei Prozent erhöhen, erklärte Rodiek den Sozialdemokraten.
Ein Zusammenhang zwischen Baggerei und Fangmenge in den Netzen der 30 aktiven Außenweser-Fischer ließe sich nicht nachweisen. Die kleinen Häfen verlandeten, weil sich der Lauf des Flusses wie in den Jahrhunderten zuvor ständig verändere. „Das ist zwar bitter, aber wir sind dafür nicht verantwortlich“, sagt Rodiek.
Die Fischer wollen sich eine solche „Salami-Taktik“ nicht gefallen lassen, sagt ihr Anwalt. Man könne nicht jede einzelne Beeinträchtigung für sich bewerten. Die Häufung der Eingriffe sei dramatisch. „Es ist unbegreiflich, warum die Wasser- und Schiffahrtsdirektion die Interessen der Fischer überhaupt nicht berücksichtigt“, sagt Martin Rode vom BUND. Damit holten „die sich ein Klagerisiko rein“. Letztlich könnte das die Außenweservertiefung stoppen. jof
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