Kommentar: Erpressung
■ Investoren fahren Schlitten mit der Stadt
Wenn ein Weltkonzern auf eine ökonomisch marode und mürbegesparte Stadt trifft, dann kann nur so etwas dabei herauskommen, wie der „Fall Siemens“. Das Großunternehmen läßt einen ökomomischen Pups fahren, und die Verantwortlichen fallen vor Verzückung in Ohnmacht. Siemens wollte in den Technologiepark umziehen – Bremen macht ein Biotop platt, weil Arbeitsplätze versprochen werden. Siemens braucht nicht mehr die ganze Fläche – Bremen hält fein stille und ärgert sich nach innen. Siemens kriegt sein ebenso unpraktisches wie häßliches Hochhaus nicht an den Mann – macht nichts, Bremen springt ein und ist auch noch bereit, horrende Summen für den nötigen Umbau auf den Tisch zu legen. Wenn Siemens bloß bleibt. Man muß kein beinharter Antikapitalist sein, um diese Erpressung ziemlich übel zu finden.
Das Schlimmste: Derlei Geschichten spielen sich nicht nur zwischen Bremen und Siemens ab. Es soll niemand glauben, die Verträge mit der Weser-Wohnbau für das Cinemaxx seien vom Investor unterschrieben. Oder gar die Verträge über den neuen Büro- und Shoppingklotz auf dem Bahnhofsvorplatz. Was sollte die Stadt auch tun? Ein kritisches offizielles Wort, und das Gejammer über die Invetitionsfeindlichkeit geht wieder los. Investoren fahren Schlitten mit Bremen. Klar, wer im Zweifelsfall hinten runterkippt und sich die Knochen bricht. Jochen Grabler
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