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■ Mit dem Kauf der T-Aktie auf du und duVerdeckte Auktion

Berlin (taz) – Wenn Aktien im Wert von geschätzten 15 Milliarden Mark auf einen Schlag unters Volk sollen, dann ist ein gewisser Aufwand vonnöten. In Deutschland hat die Telekom ein „Aktien-Informationsforum“ eröffnet. Unter der kostenlosen Telefonnummer 0130-1996 kann dort jeder seine Adresse angeben und ist dann als Interessierter registriert. Auch Informationsmaterial wird auf Wunsch versandt. Das dauert derzeit auf Grund der großen Resonanz etwa zwei Wochen – schließlich haben sich nach Angaben der Telekom schon 1,5 Millionen Menschen registrieren lassen.

Ein Kaufgebot kann bei der Telekom oder bei Banken erst ab der zweiten Oktoberwoche abgegeben werden, weil die Aktien im „Bookbuilding-Verfahren“ versteigert werden. Dann wird eine Spanne bekanntgegeben, innerhalb derer Interessenten mitbieten können, zum Beispiel von 25 bis 50 Mark pro Aktie. Niemand weiß, zu welchem Preis die anderen zuschlagen.

Nach Ende der Orderfrist legt die Telekom mit den drei Koordinatorenbanken Deutsche, Dresdner und Goldman Sachs aus den USA den endgültigen Preis fest. Im Prinzip ist er ein Durchschnittspreis aus den eingegangenen Angeboten. Wenn eine Milliarde Aktien geordert wurden, aber wie im Fall der Telekom nur 500 Millionen zum Verkauf stehen, geht die Hälfte der Bieter leer aus. Die Interessenten werden in der Reihenfolge entsprechend der Höhe ihres Angebots bedient. Wer auf einen niedrigen Preis gesetzt hat, erhält also eventuell keine Aktie.

Es wird wohl viele Bieter geben, die auf den „billigsten“ Preis setzen. Das heißt die niedrigste Summe, zu der sie noch eine Aktie bekommen. Damit kann auch ein sehr hoher Preis gemeint sein. Die Telekom könnte also den Preis hochtreiben und damit schnelle Kasse machen. Das liegt jedoch nicht in ihrem Interesse. Ein hoher Anfangskurs birgt eine große Gefahr, daß der Kurs erstmal sinkt. Damit hätte die Telekom ihrem Image geschadet. Außerdem wäre es dann sehr schwierig, für die geplante zweite Aktientranche im Jahr 1999 Käufer zu finden.

Außerdem ist es erklärte Politik des Unternehmens, möglichst viele, in Deutschland wohl die Hälfte aller Aktien, bei Privatanlegern unterzubringen – schon allein, weil dadurch die Bindung der Kunden an „ihren“ Telefonversorger größer wird. Folgt man den Regeln deutscher Ordnung, so hat die Telekom auch schon über ihre Vorstellungen vom Endpreis etwas verlauten lassen: Alle Vergünstigungen beim Kauf für Privatleute gelten für maximal 300 Aktien. Weil am Ende für die Förderung bestimmt ein runder Betrag herauskommt – etwa 10.000 Mark – würde damit eine Aktie 33 Mark kosten. rem

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