: Ein Korrespondent im Schlamassel: Kracauer in Berlin
„Es waltet ein Verhängnis über diesem Land und ich weiß genau, daß es nicht nur der Kapitalismus ist. Daß dieser bestialisch werden kann, hat keineswegs ökonomische Gründe allein. Ich erkenne nur ein allgemeines Schlamassel und beinahe wäre mir am liebsten, es könnte noch so fortgewurstelt werden.“ So schreibt Siegfried Kracauer im August 1930 an seinen Freund Adorno. Im April dieses Jahres hat Kracauer seine neue Stelle als Feuilletonkorrespondent der „Frankfurter Zeitung“ in Berlin angetreten. Das Fortwursteln dauerte noch bis zum 28. Februar 1933, dem Tag nach dem Reichstagsbrand, an dem Siegfried Kracauer und seine Frau Lili nach Paris gingen. In den fast drei Jahren dazwischen entstanden Miniaturen, die ein Bild Berlins „im Schlamassel“ der Rezession zeichnen, wie es konkreter und genauer nirgends zu lesen war. Viele der Texte waren in den Archiven verschollen. Der Kracauer-Forscher Andreas Volk hat nun jene Feuilletons aufgespürt und in einem sorgsam gestalteten Band ediert. Die vier Texte Kracauers auf diesen Seiten drucken wir mit freundlicher Genehmigung der Zürcher „Edition Epoca“.
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