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Lebenshaßpoem, argentinisch

■ „El Perférico de Objetos“ zeigen Müllers Hamletmaschine

Familienalbum heißt die erste Szene von Hamletmaschine. Familienfoto ist das erste Arrangement von El Perférico de Objetos. Schön. Wie zufällig lösen sich aus dem Bild nach und nach vier Menschen. Alle anderen Darsteller sind Puppen. Alle Zuschauer wurden am Eingang numeriert. Wie zufällig wird später eine Nummer gezogen und der entsprechende Zuschauer auf der Bühne hingerichtet. Nicht schön. Glück gehabt, das war eine Puppe.

Die vier Menschen in der Puppenwelt bleiben unbestimmbar. Sie sind nur selten Müller-Shakespeare-Figuren, öfter Spielleiter, Puppenmanipulatoren, Ratten und anonyme Vertreter von Macht und Gewalt. Kleine Puppen, von Darstellern geführt, verdoppeln Handlungen. Menschenhände werden Puppenhände. Lebensgroße Figuren spielen mit Akteuren oder werden Kulisse. Der Text, eine Off-Stimme: „Ich will eine Maschine sein. Kein Schmerz, kein Gedanke“, und fix wird Hamlet in seine Bestandteile zerlegt. Die Gewalt an Puppen ist real. Die Theaterverabredung „alles-nur-Spiel“ scheint hier nicht zu gelten. El Perférico de Objetos gelingt es, eine beklemmende Stimmung zu schaffen, die sogar beim gewalttätigen Spiel mit Barbies zusammenzucken läßt. In der letzten Szene des Lebenshaßpoems zündet Ophelia einen Tisch mit Püppchen an: „Unter der Sonne der Folter.“

Ursprünglich wollte die argentinische Gruppe Shakespeare inszenieren. Als sie feststellten, daß sie mit Müller und seinem Werk eine Vergangenheit in Diktatur und Totalitarismus teilen, haben sie sich für Máquina Hamlet entschieden. So sehr das klare und beeindruckende Bilder entstehen läßt, so hermetisch bleiben trotzdem Teile des Textes. Das birgt die Gefahr, daß man sich als Zuschauer mit diesen starken Bildern und diffusem Wissen um südamerikanische Diktatur, Müllersche Chiffren und deutsche Vergangenheit einfache Brücken und Weltsichten baut. mvh

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