: Auf eigene Faust geht's besser
■ Nicolai Beverungen und sein Label „Echo Beach“: der Macher im Gespräch
Er war Parkwächter – und das mit einer Lehre als Kaufmann. Heute verkauft er CDs. Er war lange „beim großen A“ beschäftigt – arbeitslos auf Jobsuche beim Arbeitsamt – jetzt sucht er Bands und beschäftigt sie für sich. „Zwei Kündigungen erklären meine Laufbahn“, sagt er, dessen Label momentan stark im Kommen ist. Nicolai Beverungen ist Labelbetreiber von Echo Beach.
1961 wurde er in Hamburg geboren. Nach der mittleren Reife und einer Lehre als Kaufmann „habe ich erstmal nichts gemacht“ – oder alles. Denn ob in der Fabrik am Fließband oder als Parkaufseher, mit „Rumjobben“ hat er sich seinen Lebensunterhalt verdient.
„Rumschraddeln“ nennt er das, was er als 16jähriger mit seinem Baß gemacht hat. „Aber es war nichts ernstes“, sagt Beverungen. Musikzeitschriftenlesen sei wichtiger gewesen, so daß er sich mit 25 bei einer Plattenfirma beworben habe. „Und dann gings los.“
Ewig habe er keine Antwort auf seine Bewerbung bei der Firma Line Music bekommen, habe einige Male angerufen, sei immer wieder vertröstet worden. „Irgendwann hatte ich keinen Bock mehr zu warten und bin einfach hingegangen“, erzählt er. In der Firma sei er dann begrüßt worden: „Du nervst so, du darfst anfangen.“ Nach zwei Wochen bot der Chef ihm an, fest im Betrieb einzusteigen. Beverungen sagte zu. Von da an seien Kundenerfassung und Aufträgeschreiben, seine Aufgaben gewesen, „halt der ganze Verwaltungskram“.
„Nebenbei produzierte ich damals mein erstes Label“, sagt der 36jährige. Er habe die unbekannte englische Band Mystery Plane klasse gefunden. Nachdem er sich Aufnahmen von der Band geholt und sich ein Cover ausgedacht hatte, mußte sein Kassettenrekorder ran: „Ungefähr 300 Kassetten habe ich damals in Handarbeit überspielt.“
Kurz darauf konnte Nicolai bei Line Music sein Wissen über Musik unter Beweis stellen, bei einem Gespräch zwischen seinem Chef und einem Labelbetreiber. „Der Chef war beeindruckt, daß ich mich so gut auskenne und meinte: Willst Du nicht mal ein eigenes Label machen?“
The Young Gods, eine Schweizer Band, war die erste, an denen sich Nicolai Beverungen mit dem „Labeln“ versuchte. Den Gewerbeschein, den man sich zuerst als Labelmacher beim Ortsamt holen müsse, hatte er schon durch die Firma gehabt. Die Herstellung verläuft dann nach immergleichen Muster: Nachdem die Band, am besten im Studio, aufgenommen hat, wird im Überspielstudio ein sogenannter Master gemacht, der Tonträger, der den CDs als Vorlage dient. Dann fehlt nur noch das Cover (das er für seine erste Platte sogar selbst kreierte), und das Album komme in die Produktion.
Produzieren mußte Beverungen jedoch bald auf eigene Faust. Denn von gewinnträchtigen Labels hatten sein Chef und er unterschiedliche Vorstellungen. „Er stand mehr auf Wiederveröffentlichungen und wollte meine Bands nicht. Er hatte, glaube ich, Angst, daß ich mit meinen Sachen mehr Erfolg habe als er.“ Und irgendwann sei er dann rausgeflogen.
Während er mit einem Freund auf eigene Faust weitermachte, arbeitete er bei Efa im Vertrieb, bis er auch dort „gefeuert“ wurde. „Das ging bis vors Gericht. Mehr schreibst Du nicht“.
Nach dem Zivildienst wurde er Labelmanager von On–U–Sound, einem englischen Label, für Deutschland. 1995 gründete er schließlich Echo Beach, sein Label, unter dem seitdem sieben Platten erschienen sind. Zusätzlich macht er Promotion für On–U–Sound und Blood and Fire, das Label vom Simply–Red–Management. Über seine Laufbahn sagt er: „Es war nie mein Ding, verschiedene Brillen aufzusetzen. Und schließlich war nie die Qualität der Kündigungsgrund. Katrin Seibold
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