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■ Die Pfanne ist rundCurrywurst de Luxe

Bochums Stadion an der Castroper Straße ist a) das schönste der Liga und b) ein Schatzkästlein, weil es wie ein Currywurst- Schälchen geformt ist. Unten, wo der Rasen ist, länglich rechteckig, und oben, wo die Ränge sind, an den Ecken abgeschrägt, also achteckig. Ein Gebilde, das nur darauf wartet, mit bodenständigem Fußball oder „Currywurst-Pommes“, gefüllt zu werden. Ist der bodenständige Fußball mal wieder erstklassig, dann ist die Curry-Wurst in der Version „de Luxe“ deshalb besonders angebracht, weil sie Herbert Groenemeyers proletarische Geschmacksgesinnung umgeht und weil selbstgemachte Curry-Sauce leckerer und gesünder ist als die Chemikalie aus der Plastikflasche.

Aber zunächst besorgen wir uns die Wurst, wenn Zeit dazu ist, bei der Metzgerei „Saft“ vor dem Steintor, weil da, wenn Wurst draufsteht, auch Wurst drin ist. 2 Stück pro Person, damit die Kalorie auch zu ihrem Recht kommt.

Die Sauce ist im Prinzip eine Barbecue-Sauce, und dafür brauchen wir: 2 kleine Zwiebeln, 3 Knoblauchzehen, 75 Gramm Butter, 150 Gramm Heinz-Ketchup, 1 Teelöffel Hot Bean Sauce (Scharfe Bohnensauce, gibt's beim Asia-Shop), 125 ml Rinderbrühe, 50 ml Reisessig (ebenfalls Asia-Shop). Zum würzen: Madras-Curry, scharf (gibt's bei Holtorf im Viertel), Paprikapulver, rosa scharf, Salz, Pfeffer, Zucker, 1 Eßlöffel Werder-Senf.

Die Zwiebeln und den Knoblauch in kleinste, feine Teilchen schneiden, in der Butter glasig dünsten. Mit der Rinderbrühe ablöschen, Reisessig, Bohnensauce, Ketchup dazu, aufkochen lassen, gut durchrühren. Dann mit Salz, Pfeffer, Zucker und vor allem mit Madras-Curry und Paprikapulver abstimmen auf den gewünschten „Schärfe-Lust-Faktor“. Der sollte so sein, daß man neben dem Curry auch die Wurst noch etwas schmeckt. Erst ganz zum Schluß den Senf dazu, nochmal durchrühren und lauwarm über die Currywurst geben und das Ganze mit Curry „bekalken“.

Wie eine Wurst gebraten wird, setzen wir als bekannt voraus, wichtig ist, die richtige „Krossigkeit“ hinzubekommen. Also gut braun ja, angekokelt nein, schließlich ist die Kohlezeit im Revier vorbei.

Natürlich kann man Pommes tiefgekühlt kaufen, wenn man auf Kartoffelgeschmack verzichten will oder gegen Leckeres allergisch ist. Wer Zeit hat, ein bißchen Arbeit liebt und seinen Freunden/Kindern/Verwandten ein Naturereignis gönnen will, der macht die Pommes per Hand. Dazu braucht man unbedingt: eine Friteuse, 2 bis 3 Blöcke Fett (Palmin) und vor allem die seit Großmutters Zeiten beste Kartoffel: Sieglinde, die „Unabsteigbare“, selbstverständlich festkochend. Kartoffeln schälen, in pommesgerechte Streifen (6 Millimeter Durchmesser) schneiden. Ein bis zwei Minuten in Salzwasser blanchieren, herausnehmen, mit kaltem Wasser abschrecken, abtropfen lassen und auf Küchentuch abtupfen, bis die Pommesstreifen richtig trocken sind. Salzen und dann in der Friteuse portionsweise goldbraun braten. Pommes rausheben, Fett abtropfen lassen und auf Küchenpapier noch etwas „entfetten“, zur Currywurst servieren und: lecker!

Das Getränk in Bochum wäre klar: Fiege-Pils, noch klassischer Fiege Export. lst in Bremen wohl kaum aufzutreiben, deshalb sind hiesige Alternativen gestattet. Wer's komplett „de Luxe“ gestalten und trotzdem bodenständig sprudeln lassen will, der greift zum Fläschlein Sekt, Marke Farber, das bringt Glück, ohne wenn und aber.

Vorspeise? Nachspeise? So was darf man in diesem Fall nie fragen. Denn in Sachen Currywurst gilt analog zum Fußball („Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“): Nach der Currywurst ist vor der Currywurst. Stimmt doch, Härbääärt, oder? Tim Kalbhenn, Otmar Willi Weber

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