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■ Zur EinkehrLa Bottega

Das „La Bottega Italiana“ galt lange als eine der wenigen gastronomischen Errungenschaften der Stadt. Mittlerweile ist die Qualität der Küche im Fedelhören durchaus schwankend, die Preise hingegen stattlich.

Schade eigentlich, denn an den großen Tischen mit den absichtsvoll stillosen geblümten Plastikdecken sitzt man wirklich nicht schlecht. So gemütlich wie bei der Mama in Palermo, will uns die unprätentiöse Inneneinrichtung sagen, die die üblichen Zweiertischchen für Paare vermeidet. Leicht lassen sich so Reinigungstips für Rotweinflecken austauschen oder Empfehlungen zur kleinen Speisekarte.

Persönlich auch der Stil des Hauses. Eine kleine In Group trifft hier auf Gleichgesinnte in teuren Blazern: „Schön dich wiederzusehen“, schallt es alle Viertelstunden durch den Raum. Die Mannschaft von „La Bottega“ pflegt die „typisch italienische Familienatmosphäre einer Trattoria“ - oder was in Bremen daraus zu machen ist. Ein löblicher Ansatz, der „La Bottega“ weit über die Kategorie des eingedeutschten Italieners erhebt. Hier gibt es keine falschen Kerzen und aus der Küche dringt der Duft von frisch Gegrilltem.

Zu Beginn entscheiden wir uns für die dekorative Vorspeisenauswahl auf dem Nebentisch. Große Platten mit eingelegten Tomaten, Paprikastreifen, marinierten Meeresfrüchten und Artischockenherzen machen Appetit. Gut, daß die Portionen, die man sich auf den Teller geladen hat, nach Gewicht zu bezahlen sind. So nimmt man nur, was einen anleckert. Schlecht, daß die Marinade wässrig und auch die eingelegten Gemüse farblos schmecken. „Bei mir schmeckt das nach mehr“, krittelt der Gast aus Hamburg-Winterhude schon.

Leider gibt ihm der nächste Gang in jeder Hinsicht recht. Fassungsloses Entsetzen, als das bestellte Lamm sich auf dem Teller nähert. Der ist zwar reichlich gefüllt, doch es sind die fettigsten Stücke ausgewählt und fast schwarz gegrillt. Offensichtlich, um das cholesterinängstliche Auge zu beruhigen. Auch die Schweineleber, die mein Begleiter zum Munde führt, könnte aus einer besseren Kantine stammen „Ganz ordentlich“, aber nichts besonderes. Der Abend schreitet fort, ohne daß wir wirklich etwas genossen haben.

Erst das „Tiramisu“, zieht uns - seinem Namen entsprechend - rauf und zwingt uns vor Hochachtung auf die Knie. Eine zweite Portion wird bestellt, mit 6,50 Mark nicht zu teuer. Anders die Gesamtrechnung: 112 Mark inklusive Wein. Ein Preis-Leistungsverhältnis, das nicht zu Wiederholungstaten Anlaß gibt. rau

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