■ Synanon: Die Latzhose ist out
Die Regeln des streng hierarchisch strukturierten Projekts sind seit 25 Jahren gleich: Drogen, Tabak und Gewalt sind tabu. Wer dagegen verstößt, fliegt raus, kann später aber wieder vorsprechen. Es gibt keine Privatkonten und keinen Privatbesitz. In den ersten sechs Monaten bekommen Neuankömmlinge 12 Mark Taschengeld. Alle Außenkontakte sind während dieser Zeit tabu, Ausgänge nur in Begleitung möglich. Jedes halbe Jahr erhöht sich das Taschengeld um 12 Mark, bis es dann die Höchstsumme von 175 Mark erreicht hat. Soviel bekommt auch Gründungsmitglied Ingo Warnke.
Sonderwünsche werden gegebenenfalls finanziert. Synanon-Mitglieder dürfen sich im Alltag nicht streiten. Konflikte werden bei sogenannten „Spielen“ ausgetragen. Die Teilnahme an den mehrmals wöchentlich stattfindenden Spielen ist Pflicht. Für neue Mitglieder finden sie jeden Abend statt. Ein ehemaliges Synanon-Mitglied beschrieb die Stimmung einmal so: „Manchmal wird man zerfetzt wie von Wölfen.“ Synanon hält dagegen: Besser Redeschlachten als körperliche Gewalt. Zeiten, in denen eine Latzhose und kurze, rote Haare noch Pflicht waren, sind inzwischen aber out. plu
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