: 3 Wunder und 1 Deckel
■ Der ehemalige Bremer Regierungs-chef über Hamburgs Bosnien-Politik Autobahndeckel: CDU träumt und kritisiert apathische Baubehörde
Bernd Reinert weiß von Wundern zu berichten. „30 Hektar Fläche aus dem Nichts“ sieht der Stadtentwicklungs-Spezi der Hamburger CDU vor seinem inneren Auge auftauchen, wenn er an die Überdeckelung der A 7 zwischen Elbtunnel und dem Volkspark denkt. Der von einer AnwohnerInnen-Initiative ins Gespräch gebrachte Lärmschutzdeckel, auf dem Sportplätze und Kleingärten aus der Nachbarschaft verlegt werden könnten, würde auf den dann nicht mehr gebrauchten Flächen Platz für „3200 Wohneinheiten“ schaffen. „Alle Parteien wollen den Deckel, nur die Baubehörde rührt sich nicht“, dringt Reinert schließlich zum Kern des Problems vor.
Verstehen kann der CDU-Parlamentarier das nicht. Denn neben 30 Hektar Fläche tauchen – Wunder Nummer zwei – aus dem Nichts auch noch etliche Millionen für das leere Hamburger Staatssäckel auf, wenn er an den Tunnel denkt. Durch Flächenverkäufe und die Steuergelder, die die 3200 zusätzlichen Haushalte in Hamburgs Kassen zahlen würden, hätte die Stadt nach zehn Jahren schon eine viertel Milliarde Mark plus mit dem Tunnel gemacht, bemüht der CDU-Politiker seinen Rechenschieber.
Doch auch Claus Müller, Stadtentwicklungsexperte der anderen großen Volkspartei, hat nachgerechnet und kommt dabei zu einem völlig anderen Ergebnis. „Luftbuchungen“ seien die von der CDU prognostizierten Einnahmen. Müllers Bilanz weist hart ins Minus: 200 Millionen Mark fehlten bei der Deckel-Planung, und die müßten schon aus dem Bonner Verkehrsministerium kommen.
Gegen Geld aus Bonn hat auch Reinert nichts, doch sieht er die Schuld für den fehlenden Scheck bei SPD-Bausenator Eugen Wagner. Der habe nach Bonn statt eines Finanz-Antrages nur ein „lyrisch gehaltenes Schreiben“ geschickt. Wagner als Lyriker – wohl Wunder Nummer drei. mac
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