: Luxus hinter historischer Fassade
Der Umbau des Levantehauses soll die Mönckebergstraße wiederbeleben ■ Von Heike Haarhoff
Im Innenhof des 80jährigen Kontorhauses an der Mönckebergstraße ist ein Kran gerade dabei, die letzten gekachelten Überreste des kegelförmigen „mittleren Baukörpers“ zu entfernen.
Wo früher das zentrale, mehrstöckige Treppenhaus zu allen vier Gebäudeteilen des Levantehauses führte, staubt heute nur noch Bauschutt. Überhaupt, sagt der aus Berlin an die Elbe gekommene Architekt Udo Schäfer und klappt sein Bau-Modell auf, „bleibt von dem Levantehaus nur noch die historische Fassade erhalten“.
Das übrige Bauwerk in zentraler Lage zwischen Kaufhof und C&A am Hauptbahnhof soll bis zum Herbst 1997 für 150 Millionen Mark komplett restauriert, modernisiert und um zwei Geschosse aufgestockt werden. Anschließend sollen in das schmucke Geschäftshaus, das sich mit Backstein und Muschelkalk angenehm von den tristen Kaufhaus-Quadern absetzt, 20 bis 30 kleinere bis mittelgroße Läden (150 bis 250 Mark Miete pro Quadratmeter) einziehen.
„Miet-Interessenten für die Passage in den Arkaden“, behauptet Minou Tikrani, Sprecherin der GbR Levantehaus als Eigentümerin, gebe es schon. Man lege aber Wert darauf, „daß da nicht nur Boutiquen und Schuhgeschäfte, sondern auch Lebensmittelgeschäfte oder Fleischer hinkommen“. Denn die Idee, Hamburgs Einkaufsmeile Mönckebergstraße, die Rathaus und Hauptbahnhof miteinander verbindet, von ihrer derzeitigen Nach-18-Uhr-30-Ausgestorbenheit zu erlösen, ist erklärtes Ziel der Eigentümer.
Dazu sollen auch Fitneßstudios, ein Nachtclub, Schwimmbad und Sauna im Untergeschoß, Restaurants und ein exquisites 5-Sterne-Hotel (Park Hyatt) mit 256 Zimmern nebst einer Präsidenten-Suite zwischen dem zweiten und siebten Stock beitragen. Auf toten Büroraum wurde erfreulicherweise verzichtet.
Dafür dürfen finanzkräftige Wohnungslose zur Ergatterung eines der 31 Luxus-Appartements in den beiden Dachgeschossen ab dem kommenden Jahr bei den Maklern Schlange stehen.
Das gestern öffentlich vorgelegte Nutzungs- und Umbau-Konzept der Architekten Schäfer und Rottgardt (Hamburg) verwirklicht in weiten Teilen eine Idee, die der Stadtplanungschef des Bezirks Mitte, Peter Illies, bereits vor Jahren einforderte. Er schlug vor, zur Wiederbelebung der Innenstadt die Kaufhäuser um ein Stockwerk zu erhöhen und dort Wohnungen mit großartiger Aussicht über Hamburgs Dächer zu bauen.
Das durch Bombeneinschläge stark beschädigte Levantehaus war nach dem Krieg teils nur provisorisch wiederaufgebaut worden. Als dann Anfang des vergangenen Jahres die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft als Hauptmieterin auszog, beschloß man, das Haus von Grund auf zu sanieren. Die kleineren Läden aus dem Erdgeschoß kehren nach dem Umbau zum Teil zurück – und wohl zu höheren Mieten.
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