: Kein Durchbruch durch BSE-Test
■ Neues Diagnoseverfahren entdeckt die Krankheit erst in einem späten Stadium
Die am Freitag bekanntgewordene neue Testmethode zur Entdeckung der Rinderseuche BSE funktioniert nur im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit. Die erhoffte Selektion in infizierte und nichtinfizierte Tiere in den britischen Viehbeständen kann mit Hilfe des Tests nicht erreicht werden.
Damit zerschlagen sich auch die Hoffnungen, den – laut EU- Schlachtplan – viereinhalb Millionen Rindern könnte die Tötung und Verbrennung erspart bleiben. Sie können mit Hilfe des neuen Nachweisverfahrens nicht gerettet werden. Amerikanische Forscher vom California Institute of Technology (Caltech) und dem National Institute of Health hatten mit der Publikation des neuen Testverfahrens im Medizinerblatt New England Journal of Medicine überrascht. Im Rückenmark kranker Tiere hatten sie ein charakteristisches Eiweiß entdeckt, das sie „14-3-3“ nennen. Dieses Protein ist in höchster Konzentration im Hirn vorhanden. Bei kranken Tieren „läuft es aus“ und läßt sich dann im Rückenmark identifizieren.
Dasselbe Eiweiß fand sich auch bei Menschen, die an der mit BSE verwandten Creutzfeldt-Jakob- Krankheit leiden. Mit Hilfe eines simplen Antikörpertests kann das 14-3-3-Eiweiß als Markierungsstoff nachgewiesen werden.
Caltech-Forscher Mike Harrington und seine Kollegen hatten 71 CJ-Patienten und 30 Tiere untersucht. Die Verläßlichkeit der neuen Testmethode soll beim Menschen 99 Prozent und beim Tier 86 Prozent betragen. Wie Harrington mitteilte, sei der Markierungsstoff aber erst nachweisbar, wenn bereits erste Krankheitssymptome aufgetreten sind, also Jahre nach dem Infektionszeitpunkt. Das Zeitfenster, in dem der Test nicht anspricht, ist damit viel zu groß. Gesund aussehende, aber infizierte Tiere werden nicht erkannt.
Dennoch hat das neue Verfahren eine große Bedeutung. Creutzfeldt-Jakob-Patienten konnten bisher anhand ihrer Symptomatik nur schwer diagnostiziert werden. Verwechslungen mit der Alzheimer-Krankheit und mit Demenzen waren häufig. Nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts lag die Sicherheit der Diagnose bisher nur bei 80 Prozent. Ganz sicher konnte die Erkrankung erst nach dem Tod der Patienten bei der Autopsie anhand der schwammartigen „Löcher“ im Gehirn nachgewiesen werden. Mit dem neuen Test sollen erkrankte Patienten binnen einer Stunde diagnostiziert werden.
Bei der Rinderseuche BSE wird der Test helfen, Verwechslungen mit einer Listerien-Infektion und der Magnesiummangel-Krankheit zu vermeiden, die beide ebenfalls zu neurologischen Ausfällen führen. Bisher war es sehr schwierig, diese Krankheiten zu unterscheiden. Beinahe jede dritte geschlachtete BSE-Kuh hatte in Wahrheit Listerien oder Magnesiummangel. Manfred Kriener
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen