Kommentar (s.S.22): Schlimmes Signal
■ Wie Investoren abgeschreckt werden
Ein Investor will Geld in die Stadt bringen. Er schreibt einen Antrag auf Wirtschaftsförderung, und irgendwann kann er den Vorgang inklusive aller Firmendaten in der Zeitung nachlesen. So ist es den Betreibern von „Radio 107.1“ in Bremen ergangen.
Wer diesen Vorgang kommentiert, der muß zuerst eine Geröllhalde von Mutmaßungen aus dem Weg räumen. Natürlich hätte auch die taz über den Antrag geschrieben, wenn ihr die Unterlagen zugespielt worden wären. Journalismus lebt von Indiskretion. Daß ein taz-Journalist zu den GesellschafterInnen des Radios gehört, daß der Weser Kurier heftige Eigeninteressen hat, wenn ein Konkurrenzmedium auf den Plan tritt, daß es fragwürdig ist, wenn ein Radiosender Staatsknete beantragt – interessant, aber für die Beurteilung der zentralen Botschaft dieses Vorgangs komplett unerheblich.
Interne Daten eines Privatunternehmens werden aus der Verwaltung lanciert, weil es gerade politisch so paßt. Das ist ein schlimmes Signal. Das Wirtschaftsressort trötet seit Jahr und Tag, wie dringend die Stadt Ansiedelungen von Unternehmen braucht. Und dieses Wirtschaftsressort kommentiert nun munter in aller Öffentlichkeit den Antrag eines Investors, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, damit möglicherweise gegen die Stadt zu handeln. Was könnte verheerender wirken als Vertrauensbruch? So schreckt man Investoren ab. Jochen Grabler
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