Press-Schlag: Lichtwolf und Leitgestalt
■ Kampf den Phrasendreschern
Der geballte Unfug, den selbsternannte Ballexperten in Fernsehen und Presse unentwegt quasseln und drucken, nimmt immer mehr zu, die Verballhornung der Sprache scheint nicht mehr aufzuhalten. Da sanfte Mittel offensichtlich fruchtlos bleiben, hilft nur noch ein Bußkatalog, der dem Täter das Unrecht gegenüber dem Sprachempfinden seiner Leser vor Augen führt, und unverzüglich vom Presserat verabschiedet werden sollte. Drastische Strafen sind insbesondere für folgende schwere Schriftvergehen zu verhängen.
„Alle Zeit der Welt“: Überstunden bis zum Abwinken durch den Chefredakteur.
„Allen Platz der Welt“: Der Täter muß sein Büro räumen und erhält einen Schreibtisch in der Besenkammer.
„Auf Schalke“: Auf sämtlichen Aktenschränken im Redaktionsarchiv Staub wischen.
„Akpotorie“ statt „Akpoborie“: Der Mitarbeiter wird für sechs Monate an die Hamburger Morgenpost ausgeliehen.
„Alpenmaradona“ statt „Andreas Herzog“: Strafreportage über die Faszination des Biathlonsports bei den österreichischen Meisterschaften.
„Der 1. FC (oder jeder andere Verein oder Spieler) fand nicht statt“: Der Mitarbeiter findet nicht mehr statt.
„Hochmotiviert:“ Dachboden ausmisten und aufräumen.
„Außenbahn“: Gehsteig vor dem Redaktionsgebäude fegen, im Winter Schnee schippen.
„Leitwolf“ im Zusammenhang mit Lothar Matthäus: Sämtliche Papierkörbe und Schreibprogramme leeren.
„Lichtgestalt“ statt Beckenbauer: Der Täter wird für eine Saison zum Redaktionsglühbirnenwart ernannt.
„Motzki“ statt Matthias Sammer: Für alle Kollegen die nächste Gehaltserhöhung beim Verleger einfordern.
„Sado Maslo“ statt Uli Maslo: In den Keller mit dem Täter. Dort hat er... von der ...redaktion mit ...zu Diensten zu sein.
„Ampelkarte“ :Reportage mit dem Titel „Vier Wochen im Leben eines Verkehrspolizisten“ erstellen, bei Wiederholungstat ein Jahr lang Verkehrsunterricht in einer Grundschule zum Thema „Was bedeutet eigentlich grünes Licht?“ erteilen.
„Selbstgänger“: Ab zur Tanke und drei Kisten Bier holen, selbstverständlich zu Fuß.
„Staubsauger vor der Abwehr“: Saugen sämtlicher Redaktionsräume sowie der Polster des Mercedes 560 SL des Chefredakteurs mit dem „Klopfsauger Heinzelmann“.
„Toni Doppelpack“ statt Toni Polster: Die gesamte Redaktion eine Woche lang mit Doppelpackungen Piemontkirschen versorgen.
„Verbaler Doppelpaß“ statt Interview: Verbalen Doppel... äh: Interview mit Mario Basler nach einer Auswechslung wegen indiskutabler Leistung. Joachim Frisch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen