■ Daumenkino: Fisch & Chips
Diesmal ging es daneben. Auch hier sollen – wie in „The Committments“ oder „The Snapper“ – die heiteren Seiten des Lebens im fiktiven Dubliner Arbeiterviertel Barrytown zum Zuge kommen. Dublinerinnen haben Roddy Doyle für seine überaus vorteilhaften und humorvollen Porträts der irischen Hauptstadt ins Herz geschlossen, und das ist ja auch in Ordnung so.
Das Problem ist das Drehbuch. Oft geht es zu wie in einem Hörspiel. Daran kann auch Regisseur Stephen Frears nichts ändern und auch nicht Eric Clapton, der die Musik für den Film komponiert hat. Bimbo Reeves erzählt zunächst in der Kneipe heulend, daß er seinen Bäckerjob verloren hat. Der Rest ist schnell erzählt: Von der Abfindung kauft sich Bimbo einen abgewrackten Kleinbus und baut ihn zu einer Imbißbude auf Rädern aus. Man schreibt Juni 1990, Irland nimmt zum erstenmal an einer Fußballweltmeisterschaft teil, und die IrInnen hocken gebannt vor den Kneipenfernsehern. An Kochen ist nicht zu denken, die ganze Insel ernährt sich vier Wochen lang von fish 'n chips. Bimbo und Larry, der bei dem Projekt eingestiegen ist, machen das Geschäft ihres Lebens. Dann beschließt Bimbo, dem der „Van“ – so der Originaltitel – ja gehört, seinem Partner Lohn auszuzahlen, worauf der sich auf seine Arbeitnehmerrechte beruft und mitten im größten Trubel eine Pause macht. Die Männerfreundschaft, und darum geht es in dem Film, droht zu zerbrechen.
War der Film bis zu dieser Stelle noch erträglich und streckenweise amüsant, gerät er in der letzten Viertelstunde aus den Fugen. Der Gesundheitsinspektor scheint direkt aus „Fawlty Towers“ von John Cleese entsprungen, und das Ende des Films und der „Frittenbude“ (so der deutsche Buchtitel) am Strand von Dollymount ist läppisch. Da trägt es Doyle vollends aus der Kurve. An den Dialogen lag es nicht. Der Satz, den Maggie ihrem Bimbo nach seiner Entlassung ins Ohr flüstert, hat das Zeug zum Klassiker: „Du riechst immer noch nach Sex und Kuchen.“ Ralf Sotscheck
„Fisch & Chips“, Regie: Stephen Frears
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