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■ VorschlagGuv'ner und Catpower mit New-York-Rock im Roten Salon

Die Welt ist klein, am kleinsten bekanntlich in New York. Seit mindestens zehn Jahren sind es hier die gleichen Namen, die in Sachen Underground-Rock von einer (vermeintlichen) Avanciertheit künden. Sonic Youth, Pussy Galore, die Velvet Monkeys, das East Village. Man kennt und schätzt sich, hilft einander, und wenn Rest-Amerika sich gerade mal wieder auf der Überholspur befindet, dann zieht man schleunigst den eigenen Nachwuchs. Wie im Falle Guv'ner. Im Kern aus den unbekannten Pumpkin Wenzel am Bass und Charles Gansa an der Gitarre bestehend, sorgte bei dieser Band eine Freundin von Pumpkin für den nicht unwichtigen Buschfunk: Daisy Cafritz, die Schwester von Julie Cafritz aka Member von Pussy Galore und Free Kitten aka Ex- und Noch-Bands von Jon Spencer und Kim Gordon.

Woraufhin alles seinen gewohnt inzüchtigen Gang ging: Julie Cafritz wurde Mentorin, Thurston Moore veröffentlichte auf seinem Label Guv'ners Debut, und ein anderer Hans Dampf in allen New Yorker Gassen, nämlich Don Fleming, produzierte „The Hunt“, das Album, mit dem Guv'ner jetzt Europa aufmischen wollen.

Brav halten sie sich dabei genau an den Sound, mit dem seit einigen Jahren versucht wird, Rockstars zu killen, und der tatsächlich im Schatten von Metallica, Pearl Jam und Soundgarden seine eigene Hochblüte erlebt hat: abgerüsteter, klappernder, etwas unbeholfener Rock; ausgestattet mit Löchern und Zwischenräumen – und mit honigsüßen Melodien, die oft genug auch den Charme von Pavement und Sebadoh ausmachen. Manchmal klingen zwar ein wenig Kunsthochschule und Reißbrett durch, doch zumeist spenden die Riffs und Hooks von Guv'ner viel Freude, Neugier und Jugend.

Eigenschaften, die sich bei Catpower, dem eigentlichen Hauptact am heutigen Abend im Roten Salon, schon schwerer ausmachen lassen: Denn Chan Marshall, Catpowers Vorturnerin, ist eine junge Dame, die ausgerechnet Smog liebt und bevorzugt in die Abgründe ihrer Seele schaut, dort wo die meisten Stürme des Lebens sich abspielen. Gespannt wie ein Flitzebogen trägt sie ihre Stories von Verzweiflung und Rache vor, und um wenigstens etwas Schutz zu haben, läßt sie sich ganz sachte von einer Backband begleiten. Mit dabei am Schlagzeug: Steve Shelley, hauptberuflich Schlagwerker von Sonic Youth. Gerrit Bartels

Ab 22 Uhr im Roten Salon am Rosa Luxemburg-Platz

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