piwik no script img

■ NachschlagZufallsvariationen als Ausstellung im Pferdestall der Kulturbrauerei

Zwei Bildhauer, ein Maler: Die Konstellation ist nicht ungewöhnlich, doch das Ergebnis originell. Declan O'Mahony bespielt die Wände; Ulrich Bauss und David Evison arbeiten mit dem Raum. Jeder verfügt über eine individuelle Formensprache – abstrakt, aber dabei um so konkreter an seiner eigengesetzlichen Gegenständlichkeit interessiert. Der 1960 geborene Ire O'Mahony malt in Acryl auf Baumwolle. So originell die Titel seiner Gemälde – etwa „Golek“, „Pondsy“ oder „Sclataix“ –, so ungewöhnlich erscheinen auch seine mehrschichtigen, pastosen, dem Relief sich nähernden Kompositionen, in denen sich aufgewühlte Farbpartien an ruhige Zonen schmiegen. Dick und suppig wirkt das Acryl dort, wo es chromartig größere Felder bedeckt, dann wieder wie Harz oder Gelee, durch den Trocknungsprozeß aufgeplatzt und rissig. Auf den bunt wie Landkarten gesprenkelten Teilen dringen die Farben in Schlieren, Schleifen und Schnüren aus dem Untergrund hervor und bilden eine rauhe, struppige Oberfläche. Auch der 1944 in China geborene Evison bedient sich zweier verschiedener Gestaltungsformen, die variantenreich in Beziehung gesetzt sind. Er arbeitet mit Tischlerplatten, Stahlrohr und Draht, die zu raumgreifenden, bodenständigen Skulpturen zusammengefügt werden. Auf subtile Weise spielt Evison mit der Nähe des Materials zum Möbel. Tragendes Element sind schwarze Stangen, die Rahmen und Gitter bilden. Die meist hellen, flügelartigen Holzflächen werden dazwischen eingeschoben und decken ab, begrenzen, öffnen, verschieben, öffnen, verschieben – lassen die Werke wie fließende Verschachtelungen erscheinen, die je nach Standpunkt verschiedene Ansichten ergeben. Wo Evisons fernes Echo auf Einrichtungsgegenstände im Werk ironisch gebrochen widerhallt, da stellen sich auch bei Bauss, Jahrgang 1951, Assoziationen zum Gebrauchsalltag her. Der gebürtige Darmstädter setzt seine Plastiken aus gegossenen Betonteilen zusammen: Sein „Turm“ baut sich aus platten- und sackartigen Einzelkörpern auf; seine „Skulptur“ wirkt wie ein großer Steckstrauß aus Röhren und Scheiben; und sein „Haufen“ versammelt bräunlich-violette Stücke mit Zufallsformen. All das besitzt Charme und Witz, da es dem Beton etwas Pfiffiges und fast Popartiges verleiht. Michael Nungesser

Bis 24.11., Mi.–So. 16–21 Uhr; Galerie im Pferdestall, Kulturbrauerei, Knaackstraße 93

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen