: Polizeinachwuchs im rechten Licht
■ Die „Junge Gruppe der Gewerkschaft der Polizei“ feierte Fasching, es kam zu Randale und Nazischmierereien
Eine Faschingsfeier sollte es werden. Eine harmlose Begrüßungsfete, mit der die „Junge Gruppe der Gewerkschaft der Polizei“ neue Mitglieder gewinnen wollte. Einmal jährlich lädt der GdP-Nachwuchs zu solch einer Veranstaltung ein. „Das ist ein erstes Forum, um die Anliegen der GdP rüberzubringen“, sagt Pressesprecher Dieter Großhans.
So harmlos wie gedacht lief die Feier am letzten Freitag im Audimax-Foyer der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) nicht ab. Am Ende des lustigen Abends seien „deutliche Spuren von Vandalismus“ übriggeblieben, sagt Lothar Wilker, Pressesprecher der FHVR. „Sachbeschädigungen auf Fluren, im Bildungs- und Verwaltungszentrum sind die Hinterlassenschaft der heftigen Begrüßung.“ Die GdP als Veranstalter, so Wilker, werde kräftig zahlen müssen.
An der FHVR werden die zukünftigen Verwaltungsfachleute für den gehobenen Dienst (unter anderem Justiz, Polizei) ausgebildet. Doch die angehenden Polizei- und Verwaltungsangestellten und ihre Gäste zeichneten sich nicht nur durch sinnlosen Vandalismus, sondern auch durch Schmierereien von Nazi-Parolen aus. Drei Fensterscheiben im Lichthof der FHVR waren am nächsten Morgen mit Hakenkreuzen beschmiert. „Was ist von dem politischen Bewußtsein der Studierenden zu halten, die diese Tat begingen?“ fragt sich Lothar Wilker. Die einfache Entschuldigung, dies sei im Alkoholrausch passiert, könne nicht akzeptiert werden.
Den pauschalen Vorwurf, daß Mitglieder der „Jungen Gruppe der Gewerkschaft der Polizei“ für die Nazischmierereien verantwortlich sind, will Dieter Großhans nicht akzeptieren. Von den 170 anwesenden Gästen seien höchstens 15 Prozent Gewerkschaftsmitglieder gewesen. „Die Veranstaltung war fachbereichsübergreifend. Freunde und Bekannte von Studierenden waren eingeladen.“ Abwehren kann Großhans den Vorwurf allerdings nicht. Die Sache sei aufzuklären, alle Beteiligten müßten daran mitwirken. „Sollte sich aber herausstellen, daß es ein Polizist war, werden wir das disziplinarisch würdigen – bis hin zur Entlassung.“ Allerdings werde sich die Aufklärung schwierig gestalten, gibt Großhans zu.
Die „Junge Gruppe in der GdP“ hat inzwischen die Nazischmierereien „auf das Schärfste verurteilt“. Die FHVR hat sich von diesem Vorfall distanziert. Pressesprecher Wilker sagt: „Die Begrüßungsfete ist noch nicht zu Ende. Der ungemütliche Teil beginnt erst jetzt, und viele sind Teilnehmer.“ Jens Rübsam
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