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■ StandbildTempolimit befolgt

„Willi und die Windzors“, Mi., 20.15 Uhr, ARD

Nachdem das Parlament die Monarchie abgeschafft hat, muß die englische Königsfamilie bei ihren kleinbürgerlichen Verwandten in Hannover unterkommen: Was für ein schöner Einfall für ein Drehbuch, sagt man sich und wartet gespannt, wie Hape Kerkeling seine Geschichte entwickeln wird. Schlagen die Queen und ihr Anhang, aller Repräsentationspflichten entledigt, im Haus des Möbelhändlers Willi Bettenburg endgültig über die Stränge? Die Royals sind mittellos. Gehen sie arbeiten, und wenn ja, wohin?

Gut die Hälfte des Kerkeling-Films war bereits vorbei, bevor diese Fragen beantwortet wurden. Als ginge es darum, ein Tempolimit einzuhalten, hatte jeder Darsteller seinen Auftritt, beanspruchte jede Szene nicht mehr und nicht weniger Zeit als die zuvor gezeigte. Immer lahmer wurde „Willi und die Windzors“ und begann bald, an die dunkelsten Kapitel der deutschen Filmgeschichte zu erinnern – die 50er Jahre. Da konnten selbst sehr schöne Witze die Langeweile nicht mehr aufhalten. An Komik nämlich mangelte es dem Drehbuch nicht. Doch Prinz Charles' selbstverfaßte Märchen, in denen zum Schluß „der König das Schaf heiratet“, oder Prinz Phillips skurrile Vorträge über Zootiere waren lieblos inszeniert. Hätte Regisseur Kerkeling hier Wert auf das Schauspiel gelegt und vielleicht auch einmal eine Nahaufnahme gewagt: Er hätte auf viel Überflüssiges verzichten können, von Mutter Bettenburgs westfälischem Dialekt bis hin zu der – erwartbaren – Autofahrt Dianas auf der falschen Spur. So kam „Willi und die Windzors“ daher „wie Hannover: Gut geschrieben, schlecht gemacht“ (V. Heise). Wie man aber sein eigenes Drehbuch ruinieren kann, das bleibt ein Rätsel. Carola Rönneburg

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