: Protest gegen Auslagerung
■ Frauenprojekte fordern inhaltliche Debatte mit Frauenverwaltung
In den Frauenprojekten herrscht Empörung über den Plan von Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD), frauenspezifische Qualifizierungs- und Weiterbildungsträger aus der Senatsverwaltung auszugliedern. Die Projekte sollen zukünftig von der Servicegesellschaft „Zukunft im Zentrum“ betreut werden (die taz berichtete gestern).
Angelika May vom Arbeitskreis autonomer Frauenprojekte geht davon aus, daß sich die Senatsverwaltung mit der Auslagerung dem „politischen Raum“ entziehen möchte: „Die Drecksarbeit, also Streichungen und Kürzungen, wird dann von der Servicegesellschaft erledigt, und die frauenpolitischen Inhalte bleiben dabei auf der Strecke.“ Gitta Müller, ebenfalls vom Arbeitskreis, ärgert sich besonders, daß die Projektvertreterinnen überhaupt nicht in die Entscheidungen miteinbezogen wurden. So fand zwar erst in der vergangenen Woche ein Gespräch mit Staatssekretärin Helga Korthaase statt, jedoch sei „kein Wort“ über die geplante Auslagerung gefallen. Diese Gespräche seien überflüssig und entpuppten sich als „Farce“, wenn nicht die wirklichen Pläne der Verwaltung bekanntgegeben würden.
Claudia Mehlmann vom Feministischen Aktionsbündnis (Fakt) fordert deshalb eine „längst überfällige“ inhaltliche Debatte mit der Frauenverwaltung: „Wir vermissen von Frau Bergmann eindeutige frauenpolitische Statements.“ Das plötzliche Auslagern von Projekten verdeutliche Bergmanns fehlendes Engagement. Die Projektvertreterinnen wollen auch über die „Leistungen“ und „Qualität“ verschiedener Projekte sprechen. So hätten sich die Projekte nie gegen „Evaluierungen“ und einer „Bedarfsanalyse“ im konstruktiven Sinne gesperrt, sagt Angelika May.
Die Frauenverwaltung verteidigt dagegen ihre Entscheidung. So solle die Servicegesellschaft lediglich die „technische Organisation“, also „haushaltstechnische Routine“, übernehmen, sagte Sprecherin Beate Moser. Durch diese Entlastung könnten die Projekte inhaltlich in Zukunft „verstärkt“ betreut werden. Julia Naumann
Informationen und Aktionen gegen Kürzungen und Streichungen der Frauenprojekte können unter der Hotlinenummer 622 28 92 abgerufen werden.
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