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Film noir gegen kalte Füße

■ Statt dem „Guten“ und dem „Echten“ regionale Träume und Traumata in der Reihe Südliches Afrika

Was wäre diese kalte Jahreszeit ohne Sehnsucht nach einer besseren Welt, deren visionärer Widerschein im Kino gerade dann gesucht wird, wenn es von Negativwachstum, von Heizungskosten und kalten Füßen allseitig tönt.

Das afrikanische Kino, dem das B-Movie nun eine Reihe widmet, ist wie jedes andere auch. Es folgt der Schaulust und will zum Sehen verführen. Seit seinen Anfängen in den 60er Jahren unmittelbar nach den Unabhängigkeitsbewegungen, da Afrikaner begannen, in ihrem Kontinent Filme zu realisieren, haben sich Kinematographien herausgebildet, die ohne inländische industrielle Absicherung bestehen. Jeder Film ist ein finanzielles und ideologisches Risiko, die Gelegenheiten, einen zu Gesicht zu bekommen, sind eine Seltenheit.

80 Prozent der Produktionen afrikanischer Filmemacher kommen aus dem frankophonen Afrika. Darin zeigt sich die ungebrochene Vorherrschaft Frankreichs und Belgiens gegenüber den ehemaligen Kolonien. In den anglophonen Ländern überlebte die britische Institution der Film Units, deren dokumentarische Ausrichtung noch nach den Unabhängigkeitserklärungen britische Archive und ethnographische Sammlungen speisten. Seit der Ablösung des Apartheid-Regimes weckt Südafrika neue Hoffnungen für den gesamten Kontinent. Mit dem Wegfall der Zensur und der Aufspaltung in ein weißes und ein schwarzes Publikum gewinnt die staatliche Filmproduktion, die Laboratorien, Kopierwerke und alle notwendigen technischen Mittel zur Fertigstellung eines Filmes umfaßt, an Attraktivität. Mitte der 80er Jahre, als sich das politische Klima in Südafrika zuspitzte, nahm die Lageraufspaltung in ANC-Befürworter (Kodak) und -Bekämpfer (die deutsche Firma Agfa-Gevaert) in der südafrikanischen Filmindustrie internationale Dimensionen an. Anläßlich des ersten Südafrikanischen Filmfestivals (1987) wurde eine Konferenz unabhängiger Filmemacher einberufen, in der progressiven Arbeiten zum ersten Mal ein nationales Forum gegeben wurde.

Afrikanisches Kino in der Spannbreite seiner Ausdrucksformen unter den Begriff eines engagierten Kinos zu vereinheitlichen wäre jedoch eine Sichtweise, die den Wunsch spiegelt, das „Gute“ und „Echte“ im Fremden zu sehen, das uns mit Werten beglückt, die uns abhanden kamen. Jeder einzelne Film ist vielmehr eine visionäre Bewußtwerdung der regionalen und persönlichen Träume und Traumata, jenseits der Horrorszenarien von Hunger, Krieg und undurchschaubarem Chaos, und keine umfassende filmische Topographie eines Kontinents. Marie-Hélène Gutberlet

My Vote Is My Secret: Sa, 7., So, 8. Dez., jeweils 20.30 Uhr, B-Movie; weitere Filme sind dem taz-Kinoprogramm zu entnehmen

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