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■ Cash & CrashMinicrash und Börsenboom

Hamburg (taz) – Kaum war der Jahresrückblick über die Rekordjagd des Deutschen Aktienindex (Dax) geschrieben, purzelten schon die Kurse – Chronistenpech: Am Freitag rutschten Wall Street und die Frankfurter Börse heftig aus.

Schuld hatte Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank Fed. Er hatte etwas gemurmelt von einer Geldpolitik, die auch die Rekordpreise von Aktien berücksichtigen müsse. Dann könne das Platzen von Luftblasen an den Börsen kein Problem mehr für die Realwirtschaft werden.

Kaum gesagt, kam es zum Minicrash: Auch der Dax verlor 118 Punkte. Die Spekulanten hatten bevorstehende Zinssteigerungen gewittert. Hohe Zinsen dämpfen aber üblicherweise die Aktienkurse.

Damit hatte die Minikrise den gleichen Grund wie zuvor der Höhenrausch. Es waren auch die Zinsen für Geldanlagen, die drohten, Dax, Dow Jones und andere Börsenbarometer zum Platzen zu bringen! Am Jahresanfang hatte der Dax noch deutlich unter 2.300 Punkten gelegen, zuletzt hatte er die 2.900 überwunden – ein schamloses Jahresplus von 25 Prozent!

Basis dieser Kurseuphorie ist die Länge der Niedrigzinsphase, auch sie ein Rekord! Börsenmakler sprechen von einem Traumszenario, zum Traumsszenario gehören allerdings auch die höchste Zahl von Firmenpleiten und die Massenarbeitslosigkeit. Börsen reagieren auf andere, wenn auch durchaus realwirtschaftliche Signale.

Die Exportkonjunktur gibt neue Impulse, die Unternehmensgewinne steigen, schreibt die Deutsche Bank in ihrem Informationsdienst. Wichtiger als harte Marktdaten ist noch die Psychologie. Die Börse glaubt an den Aufschwung. Unter der Börsenoberfläche wirken noch zwei weitere Kräfte: angehäufte Gewinne und die Schwierigkeit, neue zu machen. Die private Vermögen und gewaltigen Konzernprofite wußten nicht, wohin, eine (Kapital-) Flucht in die Aktie lag nahe.

Daß aber überhaupt die Milliarden auf die Finanzmärkte flossen, lag dabei nicht an einer geringen Rendite in der Realwirtschaft. Eine Investition in Fabriken und Büros wirft immer noch mehr Reibach ab als eine typische Finanzanlage. Doch es mangelt an neuen Produkten und Märkten für Investitionen.

Konsequenterweise nahm der Dax am Wochenbeginn seinen Erfolgskurs wieder auf. Bis Ende 1998 steigt der Dax auf mehr als 4.000 Punkte, vermutet die Dresdner Bank. Das muß nicht viel Gutes verheißen. Hermannus Pfeiffer

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