: Gelber Sack wird aufgeräumter
■ Erziehungsaktion der Bremer Entsorgungsbetriebe hat Erfolg / Kaum Proteste wegen rund 3.000 stehengelassener Gelber Säcke
Die BremerInnen lassen ihren Trotz wegen der gestiegenen Müllgebühren nicht mehr am Gelben Sack aus. Die Bremer Entsorgungsbetriebe gaben gestern stolz bekannt, daß ihre Erziehungsaktion in Sachen Restmüll im Wertstoffsack Erfolg gehabt hat. Anfang Dezember hatten die Müllwerker damit begonnen, Gelbe Säcke, in denen einige BremerInnen Restmüll ent-sorgt hatten, am Straßenrand stehenzulassen – und schon zwei Wochen später waren die Säcke wieder viel aufgeräumter, berichtete gestern BEB-Sprecher Friedhelm Behrens. „Und es hat kaum böse Anrufe bei uns gegeben. Die Leute haben das alle eingesehen.“
Als die Müllgebühren angehoben wurden, rächten sich einige Bremer MüllmacherInnen. Motto: Ab heute wird zurückgeärgert. Seitdem habe sich die Zahl der Gelben Säcke voller Müll, der da eigentlich nicht reingehört, von zehn auf rund 30 Prozent erhöht. Behrens: „Immer häufiger sind Säcke voller Restmüll aufgetaucht.“
Die Folge davon war klar. Bei den Sortieranlagen für die Wertstoffe landeten immer mehr Gelbe Säcke, deren Inhalt nicht zu gebrauchen war. Die landeten dann auch prompt in der Müllverbrennungsanlage. Die BEB mußten handeln. Erstens ist die Verbrennung teuer, und zweitens wollten die Wertstoffsortierer mehr Geld haben, weil es immer schwieriger geworden war, die Wertstoffe aus dem Restmüll zu klamüsern.
Die BEB schalteten auf Notwehr. Rund 3.000 Säcke blieben liegen, und zwar, so Behrens, „überall da, wo es anonyme Wohnstrukturen gibt.“ Die falsch gefüllten Säcke bekamen einen roten Zettel aufgepappt: „Bitte entsorgen sie ihn in der Restmülltonne.“ Rund die Hälfte dieser Säcke wanderten dann auch tatsächlich in die Restmülltonnen der frevlerischen BremerInnen. Die andere Hälfte wurde abgefahren und in die MVA gekippt. Und diesmal blieben die Beschimpfungen am Kundentelefon der BEB aus. Behrens: „Die meisten Leute fanden das richtig.“
Probleme gab es erst, als Leserbriefe auftauchten, in denen zum Beispiel behauptet wurde, daß auch die richtig befüllten Gelben Säcke zu Ballen gepreßt in die MVA gefahren würden. Stimmt nicht, sagt Behrens. Zwar würden auch in Bremen, wie im restlichen Bundesgebiet, die Gelben Säcke mit normalen Müllwagen gesammelt. Aber bei denen könne man den Preßdruck so einstellen, daß am Ende der Müll auch auseinandersortiert werden kann – sofern kein Restmüll dazwischen ist, der die Wertstoffe verklebt. J.G.
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