■ Vorschlag: Musik und Autofahren: "Dance Me Outside" von Bruce McDonald
Irgendwann im Indianerreservat von Kidabanese. Irgendwann klaut Silas Crow das teure deutsche Auto seines weißen Schwagers. Aber weil er den Zündschlüssel nicht hat, läßt er sich von den Nichten und Neffen schieben. Einmal ein richtiges Auto fahren. Der Wagen landet trotzdem an einem Baum. Der Schwager packt Frau und Kind ein und verläßt beleidigt das Reservat.
Nach „Roadkill“ und „Highway 61“ hat Bruce McDonald mit dem erst kürzlich angelaufenen „Hard Core Logo“ eine Trilogie über die vielfältigen Zusammenhänge von Musik und Autofahren vervollständigt. „Dance Me Outside“, 1994 gedreht, scheint oberflächlich betrachtet kein typischer Film für den kanadischen Regisseur. In „Dance Me Outside“ geht niemand weg, aber alles ist sehnsüchtig aufs Fahren, aufs Wegkommen ausgerichtet. Immer wieder gleiten Straßen durchs Bild. Und immer wieder geht der Blick der Protagonisten an ihnen entlang. Ein Prä-Roadmovie. Manchmal sitzt auch ein Rabe auf der Straße, aber auch der will nicht so richtig wegfliegen.
Zwei Wochenenden, die ein Jahr auseinanderliegen, gibt McDonald Silas und seinem Kumpel Frank Fencepost Zeit, erwachsen zu werden. Freunde kommen aus dem Knast zurück, in der Kneipe schlägt man sich, jemand wird umgebracht, Silas wird von seiner Freundin sitzengelassen. Die Veränderungen, die mit den beiden vorgehen, sind kaum zu sehen. Silas trägt immer noch denselben schwarzen Hut, und Frank verträgt immer noch kein Bier. Alles perlt an den unbewegten Gesichtern ab. Bevor man was Falsches tut, tut man lieber gar nichts. Aber das Scheitern ist Alltag und eher zum Lachen. Und vor allem ist es gut so, daß nichts passiert ist, denn für Gerechtigkeit sorgen schon die Götter.
Was McDonald beschreibt, ist das Hierbleiben, ohne wirklich da zu sein. Was sich lesen ließe als großmächtige Metapher auf das Schicksal der Indianer. Da ist dann aber die lakonische Erzählweise vor. Denn weil es der Regisseur mit seinen Figuren hält, tut er lieber zuwenig als zuviel. Was „Dance Me Outside“ so wundervoll romantisch und doch nicht kitschig macht. Genau die Sorte Film, an deren Ende man überrascht und ein wenig eingelullt ins grelle Saallicht blinzelt, weil man noch ein paar Stunden dabei hätte zusehen wollen, wie Silas und Frank eigentlich nichts tun. Thomas Winkler
Bis 23.12. und 25.12. um 18.45 Uhr im Moviemento 2, heute außerdem die ersten beiden McDonalds „Roadkill“ und „Highway 61“ als Doppelprogramm um 24 Uhr
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