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■ RundumschlagFernsehen und hübsch sein – Gute Vorsätze, Teil 3

„Es gibt Grenzen“, sagt ein Freund von mir höflich, aber bestimmt, wenn ich ihm zum zehntenmal dieselbe Geschichte erzählen will. Die von den Wildschweinen beispielsweise, die eines Nachmittags bei einem Waldspaziergang plötzlich fast lautlos aus dem Dickicht kamen, in vollendeter Anmut über eine Waldschneise sprangen und wieder verschwanden. Es gibt noch andere Grenzen des Wiederholungszwanges. So sollte man meinen, daß der Besitz dreier nahezu identischer brauner Cordhosen reicht, um damit übers Jahr zu kommen. Daraus jedoch einen Vorsatz zu machen, wäre geradezu vorsätzlicher Quatsch. Auch die üblichen Askesehappen wie früher aufstehen!, weniger dies!, mehr das!, die doch nur ein Vehikel sind, um den Mißmut des alten Jahres unverfälscht ins neue rüberzuschleppen, läßt man lieber sein.

Noch schwieriger wird es bei dem Vorsatz, ein besserer Mensch zu werden. Vor etlichen Jahren habe ich mir vorgenommen, nur noch den Bettlern eine Mark zu geben, die weder durch die U-Bahn gehen noch musizieren. Es sollten die was kriegen, die nur herumstehen oder –sitzen. Aber es klappt nicht. Aus Gründen der Ignoranz und Bequemlichkeit nehme ich nur die Bettler wahr, die sich deutlich bemerkbar machen, die anderen sehe ich gar nicht oder erst zu spät. Also wird das mit dem besseren Menschen wieder nichts.

Dennoch gibt es Vorsätze. Ich werde in diesem Jahr öfter mein Fenster zur Welt, den Fernseher, anknipsen. Außerdem werde ich für Kontaktlinsen sparen. Denn immer wenn ich meine Brille vergesse, fühle ich mich ganz doof und blind auf der Straße, gleichzeitig komme ich mir aber auch viel hübscher vor als mit der ollen Prothese auf der Nase. Die katholische Kirche propagiert für 1997 „Armut, Keuschheit und Gehorsam“. Die Herren in Schwarz sollten den Anfang machen und sich statt des Meßweins nur mehr eine Meßschorle genehmigen. Katrin Schings

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