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■ VorschlagZarte Spur der Fäulnis: Gerhard Faulhaber in der Galerie Zwinger

Einfach nur Bilder an die Wände hängen hat ihn noch nie interessiert. Wenn Werner Müller in seiner Galerie Zwinger in der Kreuzberger Dresdner Straße eine Ausstellung macht, dann wird der Raum zur Bühne. So auch bei dem Berliner Gerhard Faulhaber. Dessen Thema ist die Zeichnung und das, was daraus wird, wenn man eine Fläche in die dritte Dimension überführt.

Auf einem betont schmucklosen Tisch liegen drei Gipsabdrücke. Es könnten Körperformen sein, aber auch andere, weniger eindeutig definierbare Volumina. Sie lagern auf Zellstofflappen, wie sie in Krankenhäusern verwendet werden. Doch auch diese Lappen erinnern noch an etwas anderes: an edles, handgeschöpftes Papier. Diese Ambivalenz zieht sich durch die ganze Ausstellung: Die Dinge sind nicht nur das, was sie zu sein scheinen. Auf den Boden des Galerieraumes hat Faulhaber einen Umriß gezeichnet, der von einem der Gipsabdrücke auf dem Tisch stammen könnte, der gleichzeitig aber auch eine rein abstrakte Komposition ist.

Es ist eine Art ästhetische Versuchsanordnung, die Faulhaber inszeniert. In einer Vielzahl von Zwischenschritten und Darstellungsformen werden die Metamorphosen eines bestimmten, immer wiederkehrenden Motivs durchgespielt, bis man es auf einer anderen Stufe der Abstraktion wiedererkennt: als Abglanz der ursprünglichen Ausgangssituation oder auch als etwas gänzlich Neues. Der menschliche Körper, seine Präsenz und sein Verfall, sie dienen Faulhaber als Leitsterne. Am deutlichsten wird dies bei einer Reihe von Zeichnungen, die in ihren Rahmen an der Wand lehnen, weil sie nicht ins eigentliche Arrangement passen. Zu sehen sind in luftigen Aquarellfarben Früchte, die wie Schatten der realen Welt aus dem Zeichengrund auftauchen. Das einzige, was Faulhaber dabei getan hat, war, echte Früchte auf das Papier zu legen. Dort verfaulten sie langsam – und hinterließen in ihrem Vergehen schließlich jene zarten Farbspuren, deren Poesie erheitert. Ulrich Clewing

Galerie Zwinger, Dresdner Straße 125, Kreuzberg, Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr, bis 15. Februar

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