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■ SoundcheckGehört: The Temptations und Bob Neuwirth & Bob Wiseman

Gehört: The Temptations Wer zum Konzert der „ältesten Boy-Group der Welt“ (Mopo) am Dienstag in der Großen Freiheit in voyeuristischer Vorfreude einen Massenandrang gealterter Backfische und hysterischer Ex-Boy-Groupies erwartet hatte, wurde enttäuscht: Die generelle Gutbürgerlichkeit des Publikums unterteilte sich relativ gleichmäßig in Geschlechter und verschiedenste Altersklassen. Diese wurden von den seit nunmehr dreieinhalb Jahrzehnten aktiven Motown-Opas mit einer rüstig-agilen und hochprofessionellen Performance unterhalten. Gewandet in zirkusartige, rotgüldene Anzüge erschienen dabei auch die Darbietungen zuweilen clownesk: albern-erratische Tanzformatiönchen, Pseudoimprovisatorisches und dreiste Frauenbezirzerei auf offener Bühne gesellten sich den musikalischen Schleimigkeitsexzessen hinzu. Wie sich das eben auch noch für eine Grandpa-Group gehört.

Das peinliche Entertainmentprogramm war aber in seiner Nostalgik nicht uncharmant, und auch tiefgründige Songtexte wie „Tears were rolling down my face – it was a bad situation“ taten der Freude über die Beobachtung der Alt-Souler keinen Abbruch. Wenngleich einen die Temptations zum Schluß in Versuchung führten, sie aufgrund einer kitschig kirchenorgeluntermalten Gedenkeinlage für die vier bereits verblichenen Bandmitglieder der budenzauberartigen Heuchelei zu bezichtigen, lautet das finale Fazit also dennoch: fünf schwarze Soul-Dinos, recht ehrsam ergraut.

Christian Schuldt

Heute Abend: Bob Neuwirth & Bob Wiseman Viele wollen einen Mercedes Benz, wenige bekommen ihn. Noch weniger bekommen einen Song darüber zum Geburtstag - wie Janis Joplin im Jahre 1970. Der geniale Schenker: Bob Neuwirth. Hellsichtige Ignoranten halten den Musiker für einen Looser im Rockbusiness, weil er es stets schaffte, schon weg zu sein, wenn der Erfolg eintraf. Dabei hat der alte Beatnik mit den Großen seiner Generation gearbeitet: Er begleitete Bob Dylan, produzierte T-Bone Burnett, förderte Patty Smith und komponierte mit John Cale. 1996 überraschte der Allrounder mit einer neuen CD, für die er Songs mit DAT-Recorder bei Freunden in aller Welt einspielte.

Bob Wiseman erblickte erst das kanadische Licht der

Welt, als Neuwirth es schonbesang. Verbinden tut beide, daß sie vielproduzierende Maniacs, ansteckende Bündel nervöser Energie sind. Wiseman wurde in seiner Heimat mit der Country-Pop Gruppe Blue Rodeo berühmt, veröffentlichte fünf Soloalben, machte Aufnahmen mit Daniel Lanois und produzierte Edie Brickell. Singer/Songwriter nennt er sich, spielt aber auch Gitarre, Piano, Akkordeon, Ellbogen, Anrufbeantworter und alles, was sich in seiner Nähe befindet. Seine krächzende Quitschstimme ist ebenso ungewöhnlich wie sein ökologisches Engament: 1993 bot er sich an, den abgelegten Namen des Artist formerly known as Prince zu recyceln, was dessen Anwälte aber gar nicht pc fanden.

Christiane Kühl

Marquee, 21 Uhr

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