: Endlich unter einem gutem Stern
Neues Polizeipräsidium: Ähnlichkeit mit Santa Fu rein zufällig ■ Von Till Briegleb und Silke Mertins
Soviel symbolischen Humor traut man der Polizei gar nicht zu. Ein neues Polizeipräsidium in Form eines abstrakten Polizeisterns, da zwinkert die Staatsmacht aber gehörig mit ihrem Auge des Gesetzes. Zwar ließen die Lichtverhältnisse zwischen den einzelnen Fingern des Sterns, dessen Bau gestern im Senat beschlossen wurde, nur zehn statt zwölf Zacken zu. Aber auch in seiner reduzierten Form zeigt der Entwurf der Hamburger Architekten Bothe, Richter, Teherani eine Prägnanz, die so ganz unhanseatisch stolz daherkommt.
Allerdings drängen sich bei dem riesigen Komplex mit seinen 46.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche auch weniger lustige Assoziationen auf: Das Pentagon zum Beispiel, aber vor allem Knäste. Naja, ein „ähnlicher Typus“ wie die JVA Santa Fu sei das schon, kratzte Oberbaudirektor Egbert Kossak sich am Kinn. Doch andererseits eine „geniale Idee“ mit üppiger „horizontaler Nutzfläche“ und auch ein „strahlendes Gebäude“. Es habe auch einen „ganz anderen Geist“ als so ein Knast, beeilte sich Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD), nicht den Eindruck entstehen zu lassen, seine Polizisten wie Häftlinge unterbringen zu wollen. Im Jahr 2000 soll das Polizeipräsidium aus seinem bisherigen Domizil am Berliner Tor ausziehen, weil ein Neubau angeblich billiger ist als die Asbestsanierung des Hochhauses.
Ob das Resultat, das auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Alsterdorf entstehen soll, wirklich schön sein wird, hängt wesentlich von der Ausführung ab. Die freundlich helle Grundstruktur mit ihren eleganten Fensterbändern, wie der Entwurf sie suggeriert, wird durch Ziegel und billige Rahmen ganz schnell den abgewrackten Charakter der Bürogebäude nebenan in der City Nord bekommen können.
130 Millionen Mark Rohbaukosten – 264 Millionen inklusive Ausstattung – sind für ein Gebäude dieser Größenordnung ein geringer Preis. Und das läßt durchaus die Befürchtung zu, daß eine ästhetische Ausführung nicht das erste ist, worauf der Bauherr – eine städtische Gesellschaft der Sprinkenhof AG – achten können wird.
Mehr als zwei Prozent Spielraum werde es nicht geben, versprach Staatsrat Wolfgang Prill allen Unkenrufen zum Trotz, die Baukosten könnten wie bei der Kunstinsel in die Höhe schießen. Stolz ist der Senat zudem auf den Finanzierungstrick als solchen: Nicht die Stadt verschuldet sich für den Neubau, sondern die städtische Sprinkenhof, die wiederum den Neubau an die Polizei vermietet. Die Zinsen werden aus dem Haushalt der Innenbehörde bezahlt. So käme man kostengünstiger weg.
Gebaut wird der sechsgeschossige Komplex, der 105 Meter durchmißt, von dem Investor Dieter Becken, der dafür das alte Präsidium erhält. Hamburgs vielleicht schönstes Hochhaus will er denkmalgerecht sanieren und um einen weiteren Komplex erweitern, für den ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben wird.
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