Rechte Studis mit grüner Tarnkappe

■ An der Humboldt-Uni werben Rechtskonservative als „Grüne Hochschulgruppe“ um Stimmen. Uni solle Eliten bilden und nicht der „Mittelmäßigkeit huldigen“. Bündnisgrüne fordern Umbenennung

An der Humboldt-Universität (HUB) tritt unter dem Namen „Grüne Hochschulgruppe“ eine rechtskonservative Tarnliste zu den Wahlen zum Studentenparlament (StuPa) an. Der bündnisgrüne Landesverband hat die Liste gestern unter Androhung einer einstweiligen Verfügung aufgefordert, „die Bezeichnung ,Grüne Hochschulgruppe‘ zu verwerfen und dies zu den Wahlen am 4. und 5. Februar in der HUB öffentlich anzuzeigen“. Die Gruppe stehe „unserer Partei und ihrer Politik“ fern, heißt es in einem Schreiben des grünen Geschäftsführers Michael Wartenberg.

Anlaß für die brüske Distanzierung der Grünen ist ein Artikel des Jurastudenten Karl Friedrich Weiland, der für die braungrüne Tarnliste im Studentenparlament sitzt. Weiland beklagt in dem Text, daß an der Universität heute keine Eliten mehr geformt würden. Statt dessen huldige die Uni nurmehr „stumpfsinnig dem Kult der Mittelmäßigkeit“, meint der 26jährige.

Weiland kandidiert bei der Anfang Februar anstehenden StuPa- Wahl auf der Liste eines „Akademischen Studentenbundes“, der aus der Grünen Hochschulgruppe hervorgegangen ist. In der Eigenwerbung des Weilandschen Akademikerbundes wird deutlich, wofür die Elite-Uni gut sein soll. Weiland will über die Universität die Bundesrepublik zu einem organischen Staatswesen machen. Geistige Grundlage dafür ist für Weiland die „Geopolitik“ von Rudolf Kjellén, die in der Schulungsarbeit der NSDAP im Nazi-Deutschland eine bedeutende Rolle spielte.

Für den jungen Jura- und Politikstudenten Weiland sind Eliten wesentlich für den Staat. „Diese Menschen stellen eine besondere charakterliche Auslese dar“, schreibt Weiland. Sie seien bereit, „jene asketischen Tugenden vorbildhaft zu verwirklichen und darzuleben, ohne die kein Staat bestehen kann: zu dienen, sich zu bescheiden ... und die Pflichten des Alltags diszipliniert zu erfüllen“. In seiner homepage im Internet verweist Weiland auf seine Seminararbeiten, die Beispiele eiserner Disziplin bereithalten: „SS – der schwarze Orden: Eine Untersuchung der Entwicklungslinien und Zukunftspläne der SS“.

Eine zweite grüne Liste an der HUB, der sogenannte GrünBoldt, wehrt sich nun gegen die Weilandschen Thesen und die Vereinnahmung des grünen Namens für braunes Gedankengut. Der GrünBoldt sei von den Grünen anerkannt und habe nichts mit der Grünen Hochschulgruppe zu tun, sagte Olaf Grewe vom GrünBoldt. Weiland verbreite „pseudowissenschaftlich verpackt neurechtes Gedankengut“. Sein Menschenbild gehe von der Überlegenheit des Herrenmenschen aus. „Sollte sich dieses ,Ideal‘ einer Humboldt-Universität durchsetzen, wären wir wohl nicht mehr lange Studierende“, sagte Grewe. Der Volkswirtschaftstudent ruft seine Kommilitonen dazu auf, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen. Bleibe die Wahlbeteiligung bei 5,9 Prozent, bestehe die Gefahr eines rechten Durchmarsches. Christian Füller