: Autobahn entzweit NRW
■ Die rot-grüne Koalition erweitert ihr übliches Geplänkel um einen Punkt
Düsseldorf (taz) – Wenn heute Spitzenpolitiker der Düsseldorfer Koalition und Verkehrsgutachter in Bochumm die geplante Autobahn dortselbst besichtigen, steht ein weiterer rot-grüner verkehrspolitischer Streit auf dem Programm. Im Zentrum der grünen Kritik steht dabei SPD-Verkehrsminister Wolfgang Clement.
Der plant eine Verlängerung der bisher am östlichen Bochumer Stadtrand endenden Autobahn A44 um etwa zwei Kilometer und deren Verknüpfung mit der A40 westlich der Stadt. Weiter gehört zu dieser sogenannten „Bochumer Lösung“ der Ausbau der A40 zwischen Bochum und Essen auf sechs Spuren.
Weil der Weiterbau der A44 im rot-grünen Koalitionsvertrag noch abgelehnt wurde, sehen viele Grüne in den Clement-Plänen einen „glatten Koalitionsbruch“. Der Verkehrsministers selbst betrachtet sein Konzept dagegen eher als Hilfe gegen den von der Bundesregierung geplanten weiteren Ausbau dieser Autobahn durch das Ruhrtal bis nach Velbert.
Umstritten ist seine „Bochumer Lösung“ auch in der Wissenschaft. Während das Wuppertaler Klimainstitut den Bau als Lösung der Verkehrsprobleme abgelehnt hat, erwartet die von Clement beauftragte Ingenieurgruppe IVV aus Aachen davon eine Verkehrsentlastung für die A40 und eine größere Stabilität des Verkehrsflusses im Revier. Für die überlastete A40 in Bochum sei mit einer Nettoentlastung von etwa 10.000 Fahrzeugen zu rechnen. Für den Süden der Stadt prognostizieren die IVV-Gutachter allerdings eine Zunahme des Verkehrs.
Rund 200 Millionen Mark würde der Bau kosten. Geld, das die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen lieber in den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und in Projekte zur Verkehrsvermeidung investiert sähen. Der verkehrspolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Peter Eichenseher, forderte Clement gestern erneut auf, die „Planungen zur Bochumer Lösung einzustellen“. Das Konzept sei „untauglich“ und bringe statt Entlastungen „lediglich Verkehrsverlagerungen“. Walter Jakobs
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