piwik no script img

■ „Faire“ Fahrpreise?Tarife lieber nach Einkommen staffeln

Alexandra Halbrock, 35 Jahre, Studentin

Diese Werbekampagne „Fairpreise“ ist totale Verarschung. Seit zwei Jahren werden alle paar Monate die Preise erhöht – für das Auszubildendenticket insgesamt um 50 Prozent. Ich fände es besser, die Fahrpreise nicht nach Tarifzonen, sondern nach Einkommen zu staffeln. Es gibt doch Leute, die wenig Geld haben, aber nach Brandenburg fahren müssen, um überhaupt arbeiten zu können.

Arnold Zahn, 46 Jahre, arbeitslos

Für die Schülerkarten meiner drei Kinder muß ich jetzt jeweils fünf Mark mehr pro Monat zahlen – das fällt schon ins Gewicht. Gerade die Leute, die mehrere Kinder haben, werden noch mehr belastet – das finde ich besonders schofelig. Das Ziel der BVG sollte sein, die Leute weg vom Auto, hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen. Steigende Tarife sind dafür ausgesprochen schlecht.

Elke Polley, 37 Jahre, Senatsangestellte

Das neue Tarifsystem ist sehr kompliziert, unübersichtlich. Für mich ist das Ganze Augenwischerei: Manche Fahrten sind zwar billiger, aber dafür ist die Sammelkarte weggefallen. Mich ärgert besonders, daß dadurch auch der Papierverbrauch steigen wird. Heutzutage ist es schließlich wichtig, daß man die Umwelt schont. Für mein Portemonnaie ist die BVG mittlerweile einfach zu teuer.

Denisa Uihelyiova, 25 Jahre, Studentin

Prinzipiell ist die Idee mit den Tarifzonen in Ordnung, aber wer nur eine Station hinter einer Tarifgrenze wohnt, wird sie nicht „fair“ finden. Die BVG war bisher nicht billig, und sie ist jetzt auch nicht billiger. Zur Zeit kaufe ich mir immer Monatskarten, aber das lohnt sich bald nicht mehr, wenn ich mein Studium abgeschlossen habe. Ich werde viel Geld für Einzelfahrscheine ausgeben müssen.

Justus Bethge, 21 Jahre, arbeitslos

Ich komme aus dem Land Brandenburg. Da muß ich jetzt viel tiefer in die Tasche greifen. Mein Fahrrad kann ich auch nicht mehr einfach so mitnehmen, da brauche ich diese teure „Premium“-Karte. Ich weiß wirklich nicht, was diese verkappten Preiserhöhungen mit „Fairpreisen“ zu tun haben sollen. Das ist mal wieder typisch BVG – diese Kampagnen sind ja immer daneben.

Dirk van Issen, 30 Jahre, Journalist

Das System mit den Tarifzonen halte ich für richtig. Ich komme aus Frankfurt, da ist es auch so geregelt. Wobei dort Fahrten in der innerstädtischen Zone wesentlich billiger sind als hier: In Abhängigkeit von der Uhrzeit zahlt man zwischen 2,30 Mark und 2,80 Mark. In der Rush-hour gelten die höheren Fahrpreise. Hier in Berlin fahre ich mit Einzelfahrscheinen – die sind viel zu teuer!

Umfrage: Holger Wicht

Fotos: Lena Szankay

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen