: Tropentaugliche Damenmoden
■ Fernwehvideo: „Verschollen in Thailand“ (19.25 Uhr, ZDF)
Rechtzeitig vor der Feriensaison startet heute im ZDF ein neunteiliges Werbevideo für das Fernreisetraumziel Thailand. Das österreichische und das Schweizer Fernsehen haben sich an der aufwendigen Produktion beteiligt. Und auch die diskrete Unterstützung der thailändischen Tourismusbehörde, einer deutschen Fluggesellschaft, eines Luxushotels, diverser Hubschrauber-, Auto- und Bootsverleiher soll nicht unerwähnt bleiben. Oder die der Designer tropentauglicher Damenmoden, welche uns Gerit Kling aufs Anmutigste vorführt.
495 Sendeminuten – das bietet die Gelegenheit, allerlei Arten der Fortbewegung im Land, zu Wasser und in der Luft, das Reisen allein, zu zweit oder in der Gruppe – inklusive Trekking! – und Unterkünfte aller Kategorien anschaulich darzustellen. Strand, Dschungel, Bangkok, Tempel, traditionelles Schattenspiel, Thai-Tänze, Hahnenkämpfe, Schlangenbeschwörer, Elefantenführer – alles da. Daß es sich bei dem Video um eine „spannende Serie von Liebe, Freundschaft, Habgier und Abenteuer“ handeln soll, die auch noch etwas mit der Rettung des Regenwaldes zu tun hätte, muß einem Mißverständnis bei der Erstellung der Pressemappe geschuldet sein.
Immerhin bemühen sich 1.570 ThailänderInnen – darunter 70 Schauspieler – redlich, die Vielfalt ihres Landes und seiner „exotischen Kultur“ (Pressetext) farbenprächtig rüberzubringen. Der elfjährige Bangkoker Bürgersohn Sakol Daengphaisit ließ sich dafür sogar als Straßenkind verkleiden, um zu zeigen, wie lebenstüchtig der Thai-Nachwuchs in der Millionen- Metropole doch ist.
Natürlich dürfen auch bleichgesichtige Ausländer nicht fehlen: Gunter Berger als ältlicher Softie, Manfred Lehmann als Bösewicht vom Dienst, Robert Jarxzyk als hübscher Fiesling, Oliver Tobias mit obligatem Musical-Star-Stirnband, Ivan Desny und Thomas Fritsch wie immer als sie selber, Michael Degen scheintot, während „Tatort-Kommissarin“ Karin Anselm in den ersten 135 Minuten nur als Alkohol-Mumie gelegentlich durchs Bild schiebt, so daß ihr bewährter AOK-Charme noch einige Folgen auf sich warten läßt.
Den Autoren Christian Pfannenschmidt und Peter Pursche darf man nicht nachtragen, daß sie einst Journalisten waren und noch ganz andere TV-Sachen gemacht haben, „girl friends“ etwa (Pfannenschmidt) oder „Comedy-Club“ (Pursche). Background, Biß und Schmiß belasten diesen Thailand- Film wirklich kein bißchen. Dagegen haben sich beide aber im Fernweh-Fach schon ganz doll empfohlen: mit „Glückliche Reise“. Ulla Küspert
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