: Geheime Bemühungen um Sarkuhi
■ Irans Führung und das Auswärtige Amt in Bonn sind sich einig: Über den Schriftsteller soll nun geschwiegen werden
Berlin (taz) – Der Besucher konnte sich den Triumph nicht verkneifen. „Sie sehen, keiner regt sich mehr über den Fall auf“, belehrte Irans Botschaftsrat Seyed Vahid Karimi die grüne Bundestagsabgeordnete Amke Dietert- Scheuer in Bonn. Gemeint war das Schicksal des im Iran inhaftierten Autoren Faradsch Sarkuhi. Die Teheraner Führung hoffe, daß der Regimekritiker vergessen werde, glaubt nun Dietert-Scheuer.
Daß der Name Sarkuhi aus den deutschen Medien verschwunden ist, liegt nicht zuletzt am Auswärtigen Amt (AA). „Wir glauben nicht, daß derartige Mitteilungen im Interesse des Betroffenen sind“, beantwortet die dortige Pressestelle seit Wochen alle Anfragen zu dem Fall. „Unsere Bemühungen hängen wir nicht an die große Glocke“, läßt sich Pressesprecher Martin Erdmann zitieren. Als der Berliner Radiosender SFB4 in der vorigen Woche um eine Stellungnahme des AA zu dem Fall bat, wurde der Redaktion geraten, die Sendung abzusagen – im Interesse Sarkuhis.
Innerhalb der Behörde ist diese Linie jedoch umstritten. „Der Fall muß natürlich in der Öffentlichkeit gehalten werden“, erklärte Peter Dingens, Leiter des Nahostreferats gestern zur taz. Allerdings dürfe nicht über die Aktivitäten der Diplomatie berichtet werden – um diese nicht zu gefährden.
Fast zwei Monate nach der erneuten Verhaftung Sarkuhis mehren sich jedoch Zweifel an der Wirksamkeit der stillen Diplomatie. Die iranische Führung ist entschlossen, Sarkuhi den Prozeß zu machen: „Er hat gestanden oder ist im Begriff zu gestehen, spioniert zu haben“, erklärte der iranische Diplomat Karimi gegenüber der Abgeordneten Dietert-Scheuer. Sarkuhis Ehefrau Farideh Zebardschad fürchtet, daß ein solches Verfahren rechtzeitig zur Urteilsverkündung im Berliner „Mykonos“-Prozeß – vermutlich nach Ostern – stattfindet. Bei seinem letzten Lebenszeichen, einem unter Bewachung aus dem Gefängnis geführten Telefonat mit seiner Frau am 12. März, hatte Sarkuhi gesagt, er solle abgeurteilt werden.
Auch im AA scheint man davon auszugehen, daß eine solches „Gegenverfahren“ zum „Mykonos“- Prozeß durch Geheimdiplomatie nicht mehr zu verhindern ist. „Da hilft nur noch Öffentlichkeit“, zitiert der SPD-Nahostexperte Christoph Zöpel den AA-Referatsleiter Dingens aus einem in der vorigen Woche geführten Gespräch. Gegenüber der taz wiegelt der ab: „Ich bin mit der Presseabteilung einig.“ Thomas Dreger
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