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Die Tür, die Chipkarte und die Musik

■ Ab 1. Juni neu – 337 Zimmer, zwei schußsichere Präsidentensuiten: das Adlon

Silvester 1999 geht nichts mehr: Zur prominentesten Kalenderumstellung des Jahrhunderts ist das neuerbaute Hotel Adlon, das noch gar nicht eröffnet hat, bereits ausgebucht. Botschaften, Bankhäuser, das Liebermann-Haus und das Adlon – die Baustellenlandschaft am Pariser Platz – früher Berlins „gute Stube“ – eignet sich bis auf weiteres mehr zum Trekking als zum Flanieren. Trotzdem: Das einstige Luxushotel, am 24. Oktober 1907 von Gastronom Lorenz Adlon eröffnet, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrannt und nun als Haus der Kempinski-Gruppe geführt, empfängt ab 1. Juni Gäste: soft opening heißt das heutzutage, vulgo: Alles funktioniert schon, bloß wer großen Bahnhof liebt, braucht erst zum grand opening am 23. August anzureisen, dann wird's richtig glamourös.

Noch wieseln 1.000 Bauarbeiter durchs Haus. Vor allen Eingängen patrouilliert Wachschutz, die Baustellenausweise sind bereitzuhalten. „Normal“ sei das, so Ulrike Heesch, Sprecherin bei Kempinski. Schließlich seien enorme Werte im Haus, auch jetzt schon, gut zwei Monate vor Eröffnung. Stuckverzierungen, die Wände aus Jura-Naturstein, Kassettendecken, gefüllt mit goldenen Intarsien, in der Halle steht der restaurierte Brunnen, der schon zu Kaisers Zeiten sprudelte. Und natürlich der Ballsaal mit seiner Wandverkleidung aus Edelhölzern und grünem Marmor: Alles designt von Ezra Attia aus London und Lars Malmquist, Stockholm. Auch manche Zimmer sind schon eingerichtet, so, wie es ab Juni alle 337 Zimmer in sechs Etagen sein werden: Kirsch- und Myrtenholzmöbel, Polster in Wildlederoptik, raumhohe französische Fenster. Im Bad: schwarzer Granit, heller Marmor und Holz. Die Präsidentensuiten sind attentatshemmend ausgestattet: schußsichere Fenster, verstärkte Mauern, Videoüberwachung, separater Zugang. Weniger bedeutende Gäste können sich dafür am Zimmerschlüssel mit integriertem Computerchip freuen, der beim Türöffnen Beleuchtung, Klimaanlage und Musikeinspielung aktiviert.

Das alles zum Eröffnungspreis von 290 Mark (Einzelzimmer) bzw. 360 Mark (Doppelzimmer). Ab August zahlt man dann in der unteren Preisklasse 420 bzw. 490 Mark. Die Luxusklasse schützt freilich nicht vor Baulärm. „Beeinträchtigungen“ werde es „sicherlich“ geben, sagt Ulrike Heesch, erst in zwei Jahren sei Ruhe. Auch mit der Existenz der gläsernen Akademie der Künste an der Rückseite des Hotels wird man sich abfinden müssen; Gäste, die „hintenraus“ wohnen, blicken nicht weit. Deshalb seien dort auch „in erster Linie Funktionsräume“ untergebracht.

Berlins Stadtbaurätin Barbara Jakubeit war nicht so begeistert von dem Hotel. Einen „Renditebau mit historisierendem Mäntelchen“ nannte sie das Adlon, in das der Kempinski-Konzern 350 Millionen Mark investiert hat. „Wir reiten nicht auf der Historie herum“, entgegnet Ulrike Heesch.

Wenn alles getan ist, bleibt nur noch der Ausgang des Rechtsstreits abzuwarten, der zwischen dem Charlottenburger Café Adlon und der Fundus-Gruppe als Bauherr des Hotels anhängig ist. Der Cafébetreiber macht ältere Rechte am Namen Adlon geltend. Fundus-Sprecher Wolfgang Rabe ist sich allerdings sicher, daß die „Hotel Adlon“-Schilder über den Eingängen nicht wieder abmontiert werden müssen. Dem Urteil sehe man „mit Interesse“ entgegen. Fundus hätte sich aber „anders verhalten“, hätten Zweifel an der Rechtmäßigkeit bestanden, den alten Namen wieder führen zu dürfen. Alexander Musik

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