: Ein herzhaftes Hossa
■ Das Schmidt-Theater schimpft und stellt seine drei neuen Programme vor
Sterne lügen nicht. Und was Corny Littmann gestern in seinem Horoskop las, paßte gut in seine Verkündungsstimmung. „Geben Sie der Wahrheit die Ehre, auch wenn sie nicht unbedingt jeder hören will“, paukte der Leiter des Schmidt Theaters mit seiner astrologischen Tageslosung auf der gestrigen Pressekonferenz. Die prikäre Finanz-Situation der Hamburger Theater läßt auch das Schmidt um Kopf und Kragen fürchten.
Als sogenanntes Verzehr-Theater, daß einen großen Teil seiner Einnahmen aus der Gastronomie bezieht, zahle es im Gegensatz zu Häusern wie z.B. der Staatsoper brav seine Steuern und biete aber dennoch den Pausensekt günstiger als die Kellner der subventionierten Hochkultur an. So sei es nicht einzusehen, warum man mit keinerleiGeldern gesegnet werde. Die einmalige kulturbehördliche Gabe von 100.000 Mark sei nichts weiter als „ein Treppenwitz“. Wenn es nach dem Schmidt-Leiter (und in diesem Punkt auch nach dem Bürgermeister-Kandidaten der CDU, Ole von Beust) ginge, dann würde das freie Theater an der Reeperbahn gleichgestellt mit dem Nachbarn Operrettenhaus. Die Kulturbehörde solle in den Spielplan der Subventionierten gar eingreifen, wünscht sich Littmann, damit dort nicht weiter alte Schmidt-Künstler geklaut und Gagen versaut würden. Trotz aller Bitterkeit – man „will und wird überleben“.
Weitergemacht wird zunächst mit drei neuen Produktionen. Das Geheimnis der Irma Vep ist ein Gruseldrama für zwei „Schnellverwandlungskünstler“. Corny Littman und Bernhard Hofmann mutieren zu je vier Männern und Frauen, sterben, stehen wieder auf, zanken und irritieren sich unter der Regie von Nico Rabenald (Premiere: 10. April). Spanische Gitarren, fahrende Musikanten und hier und da ein beherztes Hossa. Die Cindy & Mike Gala lädt ab dem 30. April zum Knabber- und Schlager-Fix ein. Die Wahrheit, alle Flunkerei und herrliches Sternegeflüster, mit dem Marlene Dietrich sich interessant gemacht hat, steht in Person von Kerstin Marie Mäkelburg ab dem 22. Mai mit Alles Quatsch auf der Bühne. big
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