: Nicht einzuschüchtern
■ Erneute Festnahme in Neuwiedenthal
„So tot wie Mirco“sei sie, wenn sie gegen ihm aussage. Von dieser Drohung des Sadok S. ließ sich die Sechzehnjährige in Neuwiedenthal jedoch nicht einschüchtern und wanderte damit schnurstracks zur Polizei. Am Dienstag wurde der siebzehnjährige Sadok S. erneut in Untersuchungshaft genommen.
Sadok S., sein Bruder Amor S. (18) sowie drei weitere Angehörige einer Harburger Jugend-Gang waren Anfang Februar festgenommen worden. Sie sollen nicht nur den Tod des siebzehnjährigen Lehrlings Mirco, der sich Ende Januar aus Verzweiflung über die Erpressung durch die Bande vor eine S-Bahn geworfen hat, auf dem Gewissen haben. Insgesamt, sagte gestern Rüdiger Bagger, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, liegen gegen die fünf Bandenmitglieder 32 Tatvorwürfe im gesamten Spektrum des „Abziehens“oder „Abzockens“vor: Raub, Erpressung, Nötigung etc.
Von den fünf Tatverdächtigen wurden zwei sofort wieder laufen gelassen, einer befindet sich in „Haftverschonung“, der vierte sitzt „wegen anderer Geschichten in Strafhaft“, so Bagger. Der nunmehr wieder festgenommene Sadok S. hatte am 21. März Haftverschonung erhalten.
Zu den Aussagen gegen die Bande war es nach Mircos Tod gekommen. Damals hatten die Jugendlichen im Stadtteil zusammen mit der Pastorin der Thomas-Gemeinde beschlossen, etwas gegen den „Banden-Terror“zu unternehmen. So luden SchülerInnen der Schule Hausbruch Henning Voscherau nach Neuwiedenthal ein, um ihm vor Augen zu führen, daß es dort zu wenige Jugendtreffpunkte gebe.
In Hausbruch-Neuwiedenthal ist die Anzahl der Gewaltdelikte im vergangenen Jahr zwar angestiegen. „Gravierende Unterschiede“zu vergleichbaren Hamburger Vierteln gebe es in der Kriminalitätsentwicklung jedoch nicht, so lautete die Antwort des Senats auf eine Anfrage der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Petra Melzer im März. „Wegen der besonderen Situation des Stadtteils“, so der Senat auf eine CDU-Anfrage, habe die Polizei in Neuwiedenthal allerdings ihre Kräfte um sechs BeamtInnen verstärkt. uwi
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