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Poker um Bewag

■ 2,8-Milliarden-Angebot unter Senatsforderung. Eisernes Schweigen

Mit einem neuen Kaufangebot für den Landesanteil an dem Energieerzeuger Bewag sinken offenbar die Chancen des Senats, deutlich mehr als 3 Milliarden Mark in die leeren Kassen zu bekommen. Ein Konsortium der Strom- und Mischkonzerne Viag (München) und Veba (Düsseldorf) sowie des US-Energiekonzerns Southern Company (Atlanta/Georgia) soll nach Informationen des Magazins Focus lediglich 2,8 Milliarden Mark geboten haben. Der Senat habe das Angebot für seinen Aktienanteil von 50,8 Prozent als zu niedrig abgelehnt.

Alle Beteiligten schweigen weiterhin eisern. Senatssprecher Michael-Andreas Butz bezeichnete den Bericht als „reine Spekulation“. Auch der Sprecher der Senatsfinanzverwaltung, Frank Zimmermann, wollte sich nicht äußern. Bei der Bewag sei von einem solchen Angebot nichts bekannt, hieß es. Die Preisvorstellung des Senats war in den vergangenen Monaten nach unten korrigiert worden. Zunächst war von bis zu 4 Milliarden Mark die Rede gewesen. Zuletzt hatte der Senat eine Summe von 3 Milliarden Mark genannt.

Nach Angaben des Informationsdienstes „Platow-Brief“ soll sich Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) mit dem Konsortium auf einen Preis von 2,85 Milliarden Mark geeinigt haben. Zusätzlich seien die drei Energiekonzerne Verpflichtungen im Gegenwert von 400 Millionen Mark eingegangen. Mit dem Geld sollten zusätzliche Arbeitsplätze in Berlin geschaffen und sollte der Immobilienbesitz der Bewag modernisiert werden. Eine Veba- Sprecherin bestritt allerdings, daß es einen Abschluß gebe.

Berlin will nach Senatsangaben mit dem Verkauf von Landesvermögen Einnahmen von 5,8 Milliarden Mark erzielen, um das Haushaltsloch zu stopfen. Ursprünglich sollte der Verkauf des Bewag- Anteils bis Ende Februar perfekt sein. Veba, Viag und Southern Company hatten sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen, nachdem kartellrechtliche Bedenken für den Fall eines Verkaufs allein an deutsche Konzerne laut geworden waren. Der Einstieg des US-Konzerns würde erstmals das Monopol deutscher Stromversorger brechen. taz

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