: Die Baumarktbeilage. Heute „Schmutzwasser“ Von Fritz Eckenga
Guten Tag. Meine Name ist Peter Hans Kaltenbecher. Als Leiter einer führenden Filiale einer namhaften Baumarktkette im westlichen Westfalen, also östliches Ruhrgebiet, was aufs selbe rauskommt, möchte ich sozusagen einmal aus professioneller Perspektive eine Stellung beziehen zum Problem des ökologischen Gedankens der Verwendung von überflüssigem Wasser natürlicher Herkunft, also jetzt nicht das aus dem Kran, sondern was vom Himmel über uns kommt und einer Weiterverwendung anheim gestellt gehören sollte, also: die Regenrinne und artverwandte Systeme.
Was soll ich dazu sagen?! Ich muß es ja wissen, ist doch das Bewußtsein, daß gerade der Hobbyheimwerkerbedarfshandel um ein umweltbegünstigendes Sortiment besorgt sein muß wie kein anderer zweiter, das auch aus der Tasche des kleinen Mannes und seiner Frau mit zwei Kindern, wo sich ja sonst gerne alle raus bedienen, erschwinglich zu sein hat, und so eben dazu beiträgt, eine Ökologie übrigzulassen, die auch unseren Kindern noch eine Heimat bietet, in der das Wasser kein Luxusartikel ist, bei mir so ausgeprägt, daß ich manchmal glaube, ich spinne, wenn ich sehe, wie in der Wirklichkeit ein Schindluder sondergleichen getrieben wird.
Es ist doch ein Unding der Unmöglichkeit, daß heutzutage die natürlich entstehende Wassermenge, die über uns hereinregnet, auf den Dächern einer direkten Ableitung in das Kanalisationssystem unterzogen wird, um sich dort zu vermischen mit allem, was als Ausscheidung aus den menschlichen Bedürfnissen hinterlassen wird, und dann in einem teuren Prozeß so wieder entseucht werden muß, daß wir es wieder trinken können.
Wo gibt's denn so was? Wenn der Bauer die Kuh dem Melkungsvorgang unterzieht, dann mixt er doch in den Eimer nicht auch erst noch extra Jauche rein, um die Milch dann im nächsten Arbeitsgang durch die Kläranlage zu jagen. Der Bauer ist doch nicht doof! Aber der Mensch ist es!!! In bezug auf sein Verhalten gegenüber dem Wasser muß man ihm zweifellos einen Irrsinn unterstellen, der selbst von der modernen Landwirtschaft nicht übertroffen wird, so sehr sie sich auch anstrengt.
Und deswegen bitte ich Sie herzlichst, das Ihnen privat entstehende Wasser einem Bewußtseinswandel zu unterziehen und nicht weiter mit dem in Vermischung zu bringen, was der gesellschaftliche Stoffwechsel in die schmutzigen Hände des kommunalen Klärprozesses entsorgt. Fangen Sie also schnell bei sich an, und kommen Sie deswegen umgehend bei mir vorbei. In meinem Baumarkt finden Sie nämlich alles, was an Regenableitungsbevorratungsssammelreservoirebehältern und dem dazugehörigen Zubehör vom Fallrohradaptersystem bis hin zur stinknormalen Wassertonne mit anschließender Bewässerungstechnologie für Garten- und Balkongrünflächen für alle Geldbeutel es nur geben kann.
Lassen Sie es mich abschließend wie einen flammenden Appell sagen: „Schmutzwasser gehört in den Kanal. Aber was vom Himmel fällt, sind zwei Paar Schuhe, die sich in der Zeit der ökologischen Katastrophe niemand mehr anziehen darf, ohne sich mutschuldig am Erbe zu machen, das unsere Kinder sich von uns geliehen haben!“ Immer für Sie da!
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