Kommentar: Penetrantes Müffeln
■ Das Vertrauen in Nölle ist erschüttert
Ein ehemaliger Bank-Vorstand wird Finanzsenator und Bürgermeister einer Stadtrepublik in größten finanziellen Nöten. Das paßt, das flößt Vertrauen ein. Der Mann darf den Kassenwart machen. Ebendieser Ex-Banker und Finanzsenator kauft Anteile an einer Bank. Das läßt das Publikum grübeln. Auch wenn dem Senator keine persönlichen Vorteile aus dieser Nebenerwerbsfinanzwirtschaft nachzuweisen ist – es bleibt ein gewisser Geruch zurück.
Und nun plaudert ebenjener Ex-Banker, Finanzsenator und Bankbesitzer nett beim Bierchen ein paar Geschäfts-Interna aus, der Kurs der Vulkan-Aktie explodiert geradezu, auf daß das Spekulantenheer Hurra schreit. Der gewisse Geruch wächst sich zum penetranten Müffeln aus. Es stinkt sogar bis nach Frankfurt. Daß jetzt das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel in der Sache ermittelt, das ist schlicht folgerichtig.
Was ist nun von diesem Finanzsenator zu halten? Zwei Möglichkeiten: Entweder Nölle ist nicht in der Lage, die Folgen seines Biertisch-Geplauders zu überblicken, oder er hat die Folgen einkalkuliert. Das eine wäre superpeinlich, das andere kriminell. Für einen Ex-Banker, Finanzsenator, Bankbesitzer. Man möchte sich eher nicht vorstellen, wie das zum Beispiel in Bonn ankommt. Was bleibt: Dem Mann möchte man nicht die Kaffeekasse anvertrauen.
Jochen Grabler
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