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Stadtwerke testen Elektroautos

■ Ganz privat dürfen Stadtwerke-MitarbeiterInnen ihn testen, den Auto-Scooter / Stromproduzent sucht neue Absatz-Märkte

Jeder kennt es, das leiernde Geräusch des Anlassers, das Anspringen des Motors, die Abgaswolke im Rückspiegel. Was aber, wenn beim Drehen des Zündschlüssels in einem PKW überhaupt nichts zu hören ist, noch nicht einmal ein Klicken des Anlasserrelais? Alles ganz normal, wenn man in einem Elektroauto sitzt. Hier leuchtet lediglich ein grünes Licht am Armaturenbrett auf und schon kann es losgehen.

Am vergangenen Dienstag starteten die Stadtwerke Bremen einen internen Praxistest für Elektrofahrzeuge. Erprobt werden ein Renault Elektro Clio und ein Citroen Saxo Electrique, zwei Serienfahrzeuge,in jedem Autohaus erhältlich. Der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke, Gerhard Jochum, möchte wissen, ob es einen Markt für solche Fahrzeuge gibt. So sollen die Mitarbeiter der Firma die Autos für private Einkaufs- und Wochenendfahrten nutzen und - durch Ausfüllen von speziellen Fragebögen - beurteilen. Das Eigeninteresse ist groß, schließlich verkaufen die Stadtwerke Strom, also den Kraftstoff für die E-Autos.

An einiges werden sich die TestfahrerInnen wohl erst gewöhnen müssen. Zwar reicht zum Laden der Batterie eine normale Steckdose, doch die ist unterwegs nicht immer verfügbar. Spezielle Ladestationen gibt es bisher nur in wenigen Parkhäusern. Bei einer Reichweite von nur 80 km kann dies schnell zu einem Problem werden.

Die Batterie lädt sich aber auch beimFahren. Nimmt man wärend der Fahrt den Fuß vom Gaspedal, bremst das Auto sofort relativ stark ab. Jetzt wird der Motor zum Generator und produziert Strom, der den Batterien wieder zugeführt wird. Vorausschauendes Fahren wird also durch eine vergrößerte Reichweite belohnt.

Beheizt werden die E-Mobile durch einen herkömmlichen Heizöltank. Auch die Fahrleistungen unterscheiden sich von vergleichbaren PKWs mit Verbrennungsmotoren. Der nur 20 KW (27 PS) starke Motor beschleunigt das Auto recht zügig aus dem Stand. Beim Überschreiten von ca. 30 km/h läßt die Beschleunigung aber merklich nach und die FahrerInnen müssen geduldig auf das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von ca. 90 km/h warten können. Am Supermarkt angekommen, darf der Einkaufswagen nicht zu voll gepackt werden, denn durch die Batterien ist das Kofferraumvolumen um ca. ein Drittel verringert. An Stelle eines Reserverads findet man im Renault nur eine Tube Reperaturschaum. Bierkisten können aber immer noch transportiert werden, versichern die Vertreter der Herstellerfirmen.

Uneinig ist man sich über die Umweltverträglichkeit des E-Motorenkonzepts. Auch die Stromgewinnung verursacht schließlich Emissionen. Eine merkliche Entlastung verspricht man sich aber zumindest für die stark mit Abgas und Lärm belasteten Innenstädte. Das E-Auto stinkt und knattert nicht, wenn es an einer roten Ampel steht. Die verwendeten Nickel-Cadmium Batterien sollen 6-8 Jahre halten und dann - versprechen die Verkäufer - vollständig und umweltfreundlich recyclebar sein.

Was am meisten gegen die Anschaffung eines Elektroautos spricht, ist wohl der Preis. Mit ca. 40.000 DM sind der Renault und der Citroen momentan noch ungefähr doppelt so teuer, wie die vergleichbaren Fahrzeuge mit Otto- oder Dieselmotoren. Die eigentlichen Fahrtkosten betragen durchschnittlich 3 DM pro 100 km. KFZ-Steuern fallen für ein E-Mobil ja nicht an. M.R/ kk

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