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Nach Höfen wird man vergeblich suchen

Die „Neuen Hackeschen Höfe“ sollen zwischen Alternativszene und Regierungsviertel vermitteln. Wer da vermitteln soll, zeigen Wohnungsmieten zwischen 16 und 22 Mark pro Quadratmeter  ■ Von Uwe Rada

Wenn die Touristenbusse heute unter der Spandauer Brücke hindurch in Richtung Hackescher Markt zuckeln, präsentiert sich die nagelneu restaurierte Fassade der Hackeschen Höfe als Eingangstor zur Spandauer Vorstadt. Das wird bald anders sein. Wenn bis zum Ende des Jahres der Großteil des Rohbaus gegenüber den Hackeschen Höfen in Beton gegossen sein wird, steht nicht mehr das von Kurt Berndt im Jahre 1906 errichtete Hofensemble der „alten“ Hackeschen Höfe im Blickpunkt, sondern das von den Ostberliner Architekten Götz Bellmann und Walter Böhm entworfene Ensemble der Neuen Hackeschen Höfe.

Dann, so zeigt sich Karl-Heinz Schmidt von der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) als einer der Investoren überzeugt, werde der Hackesche Markt endgültig eine Vermittlerfunktion zwischen Regierungsviertel und Alternativszene einnehmen.

Neue Hackesche Höfe, das klingt nach Traditionsbewußtsein und Innovation gleichermaßen. In der Tat orientieren sich die Architekten der zwölf einzelnen Häuser zwischen der Rosenthaler Straße, der Straße An der Spandauer Brücke und der Dircksenstraße an historischen Vorbildern. Entsprechend plastisch ist die Fassadengestaltung des 125-Millionen-Projekts der WBM und der Bassmann AG, das gestern vorgestellt wurde. Und entsprechend vielfältig ist auch der Einsatz der Natursteinmaterialien: Elbsandstein oder Mainsandstein sollen, so die Architekten, jedem Haus eine eigene Identität geben und das historische Stadtbild wiederherstellen — im „modernen Sinne“.

So vielfältig wie die Gestaltung der Fassaden soll auch die Nutzung der U-förmig angelegten Höfe sein. Leerstehende Bürowüsten sollen am Hackeschen Markt jedenfalls nicht entstehen. Allein der Wohnanteil beträgt mit 114 Wohneinheiten und ca. 8.482 Quadratmeter Wohnfläche etwa 50 Prozent der Gesamtfläche. Der Rest soll gewerblich genutzt werden. Die Mietpreise für die Wohnungen wurden von den Investoren auf etwa 16 bis 22 Mark pro Quadratmeter beziffert, die Kaufpreise auf 5.100 Mark bis 7.100 Mark. Nicht gerade preiswert ist auch der Büroraum: Er kostet um die 35 Mark je Quadratmeter. Die Mieten für die Ladenflächen betragen etwa 45 bis 60 Mark.

Nachdem die Pläne für die Bebauung der dreieckigen Grünfläche am Zirngraben im Papierkorb landeten, wird mit dem Bau der Neuen Hackeschen Höfe und dem zur „Roten Apotheke“ an der Rosenthaler Straße Ecke Neue Schönhauser Allee gelegenen „Rosenthaler Hof“ die Neubebauung des Hackeschen Marktes abgeschlossen sein. Dann, so glaubt man beim Mitinvestor Bassmann AG, werde der Hackesche Markt ein überzeugender Standort in der Mitte von Berlin-Mitte sein. Nach Höfen werden die Touristen, die mit ihren Bussen von der Spandauer Brücke her kommen, in den Neuen Hackeschen Höfen allerdings vergeblich suchen. Um den künftigen Mietern im Renommierprojekt am Hackeschen Markt möglichst viel Ruhe zu garantieren, sind der Wohnhof in der Mitte und die beiden Gewerbehöfe zur Rosenthaler und Dircksenstraße für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. „Das Leben“, meint WBM- Chef Schmidt, „wird sich dann auf dem Bürgersteig abspielen.“ Oder in den alten Hackeschen Höfen.

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