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■ QuerspalteDas Ende der "jungen Welt"?

„Die Herstellung der jungle World wurde durch die solidarische Hilfe der KollegInnen von Freitag und taz ermöglicht“, lasen am 22. Mai staunend die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der taz in einer vierseitigen, jungle World betitelten Beilage ihrer Berliner Ausgabe. Dabei handelte es sich um eine Darstellung der Vorgänge in der Redaktion der Tageszeitung junge Welt, in der zwei Fraktionen gerade um die Macht im Blatte ringen. Geschrieben worden war jungle World ausschließlich von denjenigen junge Welt- Leuten, die zwar die Mehrheit repräsentieren, aber derzeit offensichtlich das Nachsehen haben.

Die scheinbar große Geste der taz gegenüber dem ausgemusterten junge Welt- Personal war um so erstaunlicher, als die junge Welt in den letzten Jahren kaum eine Woche hatte verstreichen lassen, ohne die taz als eine Art Fellow Traveller der Nazis darzustellen. Mit schwerstem Geschütz war man gegen die Konkurrenz zu Felde gezogen – und suchte, kaum kam etwas Wind von vorn, genau da Unterschlupf. Dieselben Leute, die in der taz ihren Hauptfeind entdeckt hatten, kamen jetzt angelaufen und bettelten um Solidarität. Das war peinlich, das war würdelos, das war der miese Stil der schlechten Verlierer.

Zu lesen gab es in der Beilage das, was man immer bekommt, wenn Linke miteinander zerstritten sind: einen Brei aus privaten Rechnungen, Gerüchten, Kollegenneid und blanker Verleumdung, ekliges Zeug, von dem selbstverständlich kein Wort wirklich stimmt, von sich selbst ergriffenes moralisches Gespreize, garniert mit Solidaritätsadressen ab zwei Groschen abwärts.

Was Leute, die jahrelang miteinander arbeiteten, plötzlich über ihre neuen Feinde herausfinden können! Die Hl. Dreifaltigkeit von Rassismus/Sexismus/ Faschismus ist immer dabei, darunter tut es kein Linker (und nicht einmal das ist eine neue Erkenntnis). Wozu also den Kram drucken? Wegen der vagen Hoffnung, es könnte ein paar Abonnenten zu erben geben? Wiglaf Droste

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