: Erst die Arbeitslosigkeit und dann...
■ „Schöne Aussichten?“ Zur Diskussion über die Zukunft der Arbeit und die Arbeit der Zukunft im Rahmen der Ausstellung „Faktor Arbeit“ am Montag abend
Mit einer vergleichsweise einfachen Idee konnte Theodore Roosevelt in den 30er Jahren die zusammengebrochene amerikanische Wirtschaft rundumerneuern. Der New Deal, das Neuverteilen der Karten wirtschaftlicher und sozialer Partizipation, war ein gigantisches staatliches Arbeitsbeschaffungsprogramm, eine Art Ad-hoc- ABM für „gods own country“ in Zeiten der Depression. Roosevelt wurde zum Volkshelden, besungen unter anderem in einigen Folksongs von Woody Guthrie.
Größer als der wirtschaftliche Effekt war nicht zuletzt der psychologische Impuls, den Roosevelt seiner zutiefst verunsicherten Nation zu geben vermochte. Heute denkt man gern in größeren Zusammenhängen, Arbeitslosigkeit gilt als ein Nebeneffekt der Globalisierung. Der Arbeitsgesellschaft ist die Arbeit ausgegangen, doch ein New Deal scheint nirgends in Sicht. In der fünften und letzten Veranstaltung am „Runden Tisch“ der Ausstellung Faktor Arbeit in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) wird ein Ausblick zum Thema „Zukunft der Arbeit und Arbeit der Zukunft“ versucht.
Muß man Arbeit nicht einfach wieder positiver denken? Einige Sozialwissenschaftler arbeiten emsig daran, aus dem depressiven Zirkel vom Verlust und der Angst vor dem Verlust der Arbeit herauszukommen. In den 80er Jahren schien es ja bereits so zu sein, daß kaum noch jemand arbeitete, aber alle dabei waren, sich selbst zu verwirklichen. Die eigentliche Arbeit war das andere der alltäglichen Reproduktion, mittendrin im Hier und Jetzt der Hobbywelten.
Kann eine Umwidmung des Arbeitsbegriffs da weiterhelfen? Wenn man unter Arbeit etwas anderes versteht als schnöde Erwerbsarbeit, so ein Argument, dann sei das Stigma, von dieser ausgeschlossen zu sein, leichter zu bearbeiten. Wird der Faktor Arbeit so zu einer berechenbaren Größe, oder mutiert er nicht vollends zu einem Gegenstand religiöser Hingabe?
In der Veranstaltung der NGBK disktutieren Silke Bodfeld vom Wissenschaftszentrum Berlin, Simone Hein vom Insititut für Regionalentwicklung, Heinz Bude vom Hamburger Institut für Sozialforschung sowie Karl Birkhölzer von der TU Berlin und der Publizist und taz-Autor Helmut Höge. Für jede Menge „Normalzeit“ in der Debatte dürfte also gesorgt sein. Harry Nutt
Diskussion am Montag, 26.5., 19.30 Uhr, NGBK, Oranienstraße 25, Kreuzberg
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