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■ Heute ist Premiere für das schwul-lesbische Radio im hohen Norden

Warum nur, fragt Alexandra (26), Praktikantin beim Offenen Kanal Oldenburg, „gibt's so einen Quatsch“wie Schreinemakers und Meisers Talkshows; weshalb sind Homos in Talkshows und Boulevardmagazinen zu begehrten Objekten der medialen Begierde geworden? „Ganz klar. Da gibt's einen enormen Informationsbedarf.“

Doch all die Klischees, die zuweilen in der Berichterstattung über Schwule und Lesben verbreitet werden, sind ihr zuwider. „Es wird so oft über uns berichtet und so selten von uns“. Deshalb, sagt sie, bräuchte man schwul-lesbische Medien.

Und die kommen: in Oldenburg geht heute zum ersten Mal ein lokales Radio von Homos für Homos und Heten auf Sendung. Drei Lesben und ein Schwuler gründeten vor rund drei Wochen eine Radiogruppe und berichten heute nachmittag schon live vom Schloßplatz. Technik und Frequenz stellt der offene Kanal.

Bereits seit fünf Jahren gibt es in Oldenburg das regionale Lesben- und Schwulenmagazin „Rosige Zeiten“, das zweimonatlich erscheint - randvoll mit Geschichten, Terminen, Buchkritiken und Polit-Debatten.

Wie oft das Radioprogramm gesendet wird, ist noch unklar - entweder wöchentlich oder vierzehntägig. „Themen gibt es jedenfall eine Menge“, sagt Alexandra. Wichtig sei das Radio „vor allem für's Umland. Wer da draußen wohnt, kriegt doch sonst gar nichts mit. Außerdem, so Ralf, 31 Jahre, „blättert doch kaum ein Hetero in den Rosigen Zeiten. Die können wir über's Radio eher erreichen.“

Und so soll das Programm in erster Linie „Gedankenwelten“erweitern. Ralf: „Die Leute hier sind anders strukturiert als in den Metropolen; ein selbstverständlicher Umgang mit Homosexualität fällt ihnen schwer. Auch die Szene hat sich eigene Randgruppen geschaffen. Da wollen wir ran.“

Über verheiratete Schwule soll berichtet werden und auch über verheiratete Lehrerinnen. Eine will Gewalt unter Lesben thematisieren, eine andere Sadomaso in der Lesbenszene. „Natürlich wollen wir auch eine Art Frauenradio machen“, sagt Alexandra - nach außen hin tritt die Gruppe aber als schwul-lesbische auf.

Unklar ist noch, ob die Gruppe auch Fernsehbeiträge produzieren wird. „Das Radioprojekt ist unser Einstieg. Alles weitere hängt davon ab, ob die Gruppe sich vergrößert.“

Jens Breder

Premiere heute um 14.30 Uhr rund um Oldenburg auf UKW 106.5. Kontakt: Alexandra König, Offener Kanal OL, Tel. 0441/2188844. Nächstes Treffen: 7. Juli, 19 Uhr, Bahnhofstr. 10, Oldenburg

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