■ Multikulti-Presse: Lifestyle-Magazin
Auf das Harald-Schmidt-Interview ist Hüseyin Koç besonders stolz. Während die großen türkischen Zeitungen dessen Late Night Show mit dem angeblich türkischen Fahrer „Ützgür“ lauthals als türkenfeindlich verdammten, kam niemand auf die Idee, mit Schmidt selbst zu sprechen – außer Kölün Dergisi: „Was fällt Ihnen zu Türken ein?“ – „Große Familien, hartes Patriarchat und Ford.“ „...und Aldi?“ – „Nein, Aldi nicht. Da gehen eher Studenten hin.“
Die Türkei spielt im Kölün Dergisi (Köln-Magazin) keine Rolle – außer vielleicht im großen Ferien-Special. „Unsere Idee war, wenn wir schon hier leben, sollten wir auch über die gesellschaftlichen, kulturellen oder sportlichen Ereignisse in Deutschland berichten.“ Entsprechende Themen für das türkischsprachige „Kultur- und Lifestyle-Magazin“ gibt es genug: Reportagen über „Klein Istanbul“ in der Kölner Weidengasse, Berichte über Sezen-Aksu-Konzerte oder das kurdische Newroz-Fest in der Kölner Sporthalle, Porträts türkischer Boxer und Fußballmannschaften in Köln, Buch-, Platten- und Konzertbesprechungen, ein Interview mit dem Kölner Bürgermeister zur neuen Städtepartnerschaft zwischen Köln und Istanbul, dazu eine Kinderseite und ein paar Kochrezepte.
„Was die Türken hier ansprechen würde, wäre so etwas wie der Stern oder das FAZ-Magazin“, erklärt Koç. Wenn auch einstweilen vor allem journalistisch unerfahrene Germanistik- oder Jurastudenten für Kölün Dergisi schreiben, heben sich Layout, Foto- und Druckqualität bereits wohltuend von anderen deutsch-türkischen Amateurzeitschriften ab. Noch wird die Auflage von 20.000 Heften im türkischen Köln monatlich kostenlos von Hand verteilt, und bis zur Gewinnzone liegt ein weiter Weg. Resonanz und steigende Anzeigenzahlen stimmen Hüseyin Koç zuversichtlich: „Was Organisation angeht, haben die Türken ihre Schwierigkeiten. Wir wollen so ein bißchen westeuropäische Beständigkeit hineinbringen.“ Martin Greve
„Kölün Dergisi“, Dekoko GmbH, Aachener Str. 48, 50674 Köln, Tel.: 0221-520 090, Fax: 0221-520 091
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen